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Nr. 96, April 2017 - Ihre Gesellschaft

Amazon: eine kranke Gesundheitsolympiade

Seit einem Jahr gibt es in fünf Versandzentren von Amazon etwas mit dem zynischen Namen „Gesundheitsbonus-System“. Wer den ganzen Monat gesund ist, hat Goldstatus. Wer einen Tag fehlt Silber, bei zwei Tagen Bronze. Ein Bonus von 70-150 € (6 Prozent vom Bruttolohn) ist daran gekoppelt. Je schlechter der Medaillenspiegel, desto weniger Bonus bekommt man. Nicht nur das! Nur ein Teil des Bonus ist an die eigenen Krankentage gekoppelt, der andere Teil an die Krankentage der Gruppe, in der man arbeitet.
Die Amazon-Bosse hoffen, dass sie mit einer Prämie zum mageren Lohn und mit Gruppenzwang das erreichen, was sie mit all der Leiharbeit und den Einschüchterungsversuchen der Chefs bislang nicht geschafft haben: Dass sich die Arbeiter auch noch unter Schmerzen zur Arbeit schleppen.

Und Amazon ist kein Einzelfall. Auch Daimler, Grohe, Opel und andere Konzerne versuchen es mit solchen Methoden. All diese Konzerne jammern, sie müssten schließlich etwas gegen den „zu hohen Krankenstand“ tun. Was meinen sie damit: Dass wir Arbeiter nicht genug arbeiten kommen?
Wir Arbeitenden malochen mehr als genug. Und wenn den Bossen so viel an unserer Gesundheit liegt, dann sollen sie für gesündere Arbeitsbedingungen sorgen.

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