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Nr. 24, Oktober 2010 - Aus dem Ruhrgebiet

Envio: Ausgepresst, vergiftet, rausgeschmissen

Für die 30 Festangestellten und fast 100 Leiharbeiter des PCB-Entsor-gungsbetriebs Envio in Dortmund hat ein Leben in Angst begonnen. Seit einigen Monaten wissen sie, dass sie auf der Arbeit teilweise jahrelang mit giftigen und krebserregenden Chemikalien verseucht wurden. In ihrem Blut fand man teilweise die 25.000fache Menge des zugelassenen Grenzwertes an PCB, sowie Dioxine und Furane.
Lungen von Beschäftigten sind kaputt von den giftigen Feinstäuben, viele haben ständig Kopfschmerzen, einige Haarausfall und Chlorakne. Hinzu kommt die ständige Angst vor Krebs und anderen Folgeschäden, für sich – und teilweise für ihre Familien. Denn über die Kleidung ist das PCB sogar in das Blut mancher Kinder gelangt.

Und warum das alles? Weil die Chefs mit Schutzkleidung geizten, die Arbeiter ausgelaufenes PCB mit einfachen Lappen wegwischen ließen, weil Absauganlagen nicht funktionierten und alte gefährliche Anlagen benutzt wurden anstatt modernere und sicherere… die sogar vorhanden waren.

Schon seit mindestens 2008 wussten die Behörden von den Zuständen bei Envio. Doch sie sahen keinen „akuten Handlungsbedarf“ – und machten immer nur die vorher brav angekündigten Kontrollen. 2 Jahre konnte Envio die Arbeiter weiter vergiften, bis der Skandal aufflog... und der Betrieb in Dortmund endlich geschlossen wurde.

Um die Arbeiter aber sorgt sich auch weiter niemand. Sie wurden einfach entlassen, und eine andere Arbeit finden sie nur schwer: Kaum ein Unternehmer will einen „Envio“-Arbeiter, der vielleicht krank wird. Envio selber aber kann währenddessen gesund und fröhlich an anderen Standorten weiterproduzieren.
Solche Krebserreger wie die Besitzer von Envio können sich auch nur in einer Wirtschaft verbreiten, in der die Arbeiter nichts zu sagen haben…

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