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Nr. 50, Februar 2013 - Leitartikel

Gegen Arbeitslosigkeit und Überausbeutung: Verbot von Entlassungen und Stellenabbau!

Jeder Konzern hat einen anderen Vorwand, warum gerade er tausende Arbeitsplätze vernichten und Betriebe schließen müsste. Bei ThyssenKruppStahl sind angeblich Fehlinvesti-tionen im Ausland schuld, bei der Commerzbank die Schuldenkrise, bei RWE und E.ON die Energiewende…

Doch hinter den unterschiedlichen Ausreden steckt überall das gleiche wahre Motiv: Es handelt sich jedes Mal um große Konzerne, die in den letzten Jahren Rekord-Verkäufe, Rekord-Umsätze und oft Rekord-Gewinne hatten. Kaum aber lassen ihre Verkäufe und Umsätze nach oder drohen auch nur nachzulassen, reagieren sie alle mit Entlassungen und treiben so die Arbeitslosigkeit nach oben: 2000 vernichtete Arbeitsplätze bei ThyssenKruppStahl, 6.000 bei der Commerzbank, je über 10.000 bei EON und RWE… und die Liste ist noch viel länger.

Alle diese Konzerne besitzen obendrein noch die bodenlose Frechheit zu erklären, das wäre ja halb so schlimm. Es wären keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern... ganz sozial verträglicher Stellenabbau.

Dieselben Kapitalisten schreien, dass die Welt untergeht, wenn ihre Aktien an der Börse etwas sinken... und verlangen sofort Rettungsmaßnahmen von der ganzen Gesellschaft. Doch sie finden es ganz harmlos und erträglich, wenn tausende Arbeiter ihres Lohns beraubt und zu Arbeitslosigkeit und Armut verdammt werden.

Nichts anderes bedeutet nämlich ihr „sozial verträglicher“ Stellenabbau. Hinter diesem Wort verstecken sich reihenweise Möglichkeiten zu entlassen, ohne es „Entlassung“ nennen zu müssen. Das fängt bei all den Arbeitenden von Leih- oder Subfirmen oder mit befristeten Verträge an. Bei ihnen heißt das offiziell nie Entlassung. Doch ist es für einen Arbeiter, der einen befristeten Vertrag hatte, weniger dramatisch arbeitslos zu werden? Ist es für den Arbeiter einer Leihfirma weniger schwer, von HartzIV leben zu müssen? Was ist daran „sozial“?

Auch wenn die Firmen eine Abfindung zahlen, jemanden mit Abzügen in Frührente schicken, freigewordene Stellen nicht wiederbesetzen oder eine Transfergesellschaft gründen – dann zählt das offiziell nie als Kündigung. Opel braucht also nur 3000 Bochumer Arbeiter ein Jahr lang in einer Transfergesellschaft zu parken, bevor sie arbeitslos werden, dann hat Opel offiziell keinen einzigen Arbeiter entlassen, sondern „sozial verträglich“ Stellen abgebaut. Doch 3000 Arbeiter sind arbeitslos geworden.

Diese Massenentlassungen sind eine Katastrophe für alle Betroffenen. Und letztlich für die ganze Gesellschaft, denkt man an all die Menschen, die man zur Untätigkeit verdammt und an all das Können und Wissen, das damit einfach weggeschmissen wird.

Sie sind außerdem eine Waffe, mit der die Unternehmer alle Arbeitenden erpressen. Sie drohen, zu entlassen oder den Betrieb zu schließen, wenn die Arbeitenden nicht immer flexiblere Arbeitszeiten mitmachen, wenn sie nicht je nach Bedarf Kurzarbeit und Lohnverzicht oder Überstunden und noch mehr Arbeitshetze akzeptieren. Die Folgen sind Überausbeutung, gehäufte Muskel-Skelett-Krankheiten schon mit Mitte 30, Burnout... das alles bei gleichzeitig sinkenden Löhnen.
Und je mehr die Arbeitenden flexibel und wie Zitronen auspresst werden… desto mehr von ihnen werden entlassen. Nur ein Beispiel: Daimler behauptet heute, sie hätten Probleme, weil der Gewinn von 8,8… auf 8,1 Milliarden Euro gesunken ist. Sie müssten unbedingt „konkur-renzfähiger“ produzieren. Mit Opel Bochum als Drohkulisse verlangen sie dafür, dass die Arbeiter bald 20% mehr Autos und Motoren in der gleichen Zeit produzieren. Doch das bedeutet, dass Daimler dann in wenigen Jahren 20% der Produktionsarbeiter entlassen kann!

Die Seuche der Massenarbeitslosigkeit kann nur aufgehalten werden, wenn man die Unternehmen daran hindert, immer neue Arbeitslosigkeit zu schaffen. Entlassungen – egal unter welchem Etikett – müssen verboten werden. Und wenn wirklich mal weniger zu tun sein sollte, dann muss stattdessen die vorhandene Arbeit sinnvoll unter allen aufgeteilt werden – bei gleichem Lohn. Dann können alle wieder ruhiger und kürzer arbeiten, statt dass sich die einen kaputt malochen und die anderen zu Arbeitslosigkeit und Minijobs verdammt sind.
Das ist möglich. Dazu müssten die Konzerne einzig auf einen Teil ihrer Gewinne verzichten oder auf Reichtümer zurückgreifen, die sie in all den vergangenen Jahren aus uns herausgepresst haben.

Wir alle wissen, dass sie das nicht freiwillig machen werden. Nur ein großer und entschlossener Kampf, über die Betriebe hinweg, kann sie dazu zwingen. Doch indem die Unternehmer immer mehr von uns gleichzeitig und immer frecher angreifen, tragen sie vielleicht selber dazu bei, solche gemeinsamen Bewegungen der Arbeitenden wieder hervorzurufen.

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