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Nr. 20, Mai 2010 - Internationales

Die Ölkatastrophe von BP: Eine Gesellschaft mit unbegrenzter…Verantwortungslosigkeit

Noch immer strömen täglich 700.000 Liter Öl aus dem Bohrloch der BP-Plattform im Golf von Mexiko. Seit der Katastrophe, die 11 Arbeiter das Leben kostete, breitet sich der Ölteppich immer weiter aus, verseucht Meer und Küsten, bedroht Tiere, Pflanzen und die Existenzgrundlage vieler Menschen.

BP hat verkündet, man werde die Säuberungsarbeiten und alle „legi-timen und objektiv überprüften“ Ansprüche auf Schadensersatz begleichen. Doch die Fischer konnten bereits einen ersten Vorgeschmack davon bekommen, wie viel sie auf diese Versprechen geben können: Ihnen, die durch die Ölpest von heute auf morgen ihr Einkommen und vielleicht langfristig ihre Lebensgrundlage verloren haben, bot BP an, sie für die Säuberungsarbeiten zu engagieren, wenn sie dafür... auf alle Schadensersatzklagen verzichten würden!

Der Gewinn geht vor

Ja, es wird wohl kaum anders laufen als bei allen anderen Katastrophen dieser Art. BP wird zahlen, vielleicht, irgendwann, ein bisschen, nach zahlreichen Gerichtsprozessen – während die Betroffenen längst ruiniert sind.
Dabei hat BP problemlos die Möglichkeit, für sämtliche Folgen angemessen aufzukommen. Allein im letzten Jahr hat der Ölmulti 16,5 Milliarden (!) Dollar Gewinn gemacht.
Um seine Milliardengewinne zu vergrößern, hat BP in den vergangenen Jahren tausende Arbeitsplätze vernichtet, überall gespart und stets geschworen, dies geschehe nie auf Kosten der Sicherheit. Doch die jetzige Katastrophe ist bereits der dritte schwere Unfall in einer amerikanischen BP-Anlage in den letzten Jahren.

Erst 2005 kamen 15 Arbeiter der Texas-City-Raffinerie bei einer Explosion ums Leben, weil BP bei Wartung und Investitionen gespart hatte, wie das Gericht später feststellte. Wer weiß, welche Sparmaßnahme, in welchem Bereich der Plattform, bei welchem der drei beteiligten Konzerne BP, Halliburton und Transocean oder ihrer Zulieferer diesmal letztlich die Ursache war?

Doch auch unabhängig davon: Die Bohrung in solchen Tiefen des Meeres beinhaltet an sich schon große Risiken. Für die Ölkonzerne aber stellt sich die Frage nicht, ob die Risiken dieser Bohrungen für die Menschheit vielleicht größer sein könnten als ihr Nutzen. Sie sehen nur, dass jeder Tropfen Öl sich teuer verkaufen lässt. Das treibt sie zu immer risikoreicheren Bohrungen, immer tiefer auf dem Meeresgrund, immer tiefer in der Erde.

Erst bohren, dann denken

Mit der Plattform im Golf von Mexiko, die in 1500 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund bis zu 10.000 Meter ins Erdinnere bohrt, hatte BP neue Rekorde aufgestellt. Und zwar ohne vorher umfassend und gewissenhaft zu erforschen, wie sie dort auftretende Störfälle beheben, wie sie auf eventuelle Probleme reagieren, wie sie die Risiken begrenzen könnten.
Erst jetzt stellen sie fest, dass die gewohnten Verfahren in solchen Tiefen nicht funktionieren und beginnen, nach Alternativen zu forschen. Während das Öl läuft, und läuft, und läuft.

Das aber hindert die Ölkonzerne nicht, bereits jetzt die nächste Ölplattform in Betrieb zu nehmen... die noch 1000 Meter tiefer liegt!
Für sie zählt einzig das Gesetz des Profits.

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