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Nr. 141, April 2021 - Ihre Gesellschaft

Metall-Bosse nutzen Krise für Großangriff

Das Ergebnis der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ist ein weiterer Angriff auf die Arbeitenden. Für sie gibt es zum zweiten, für viele sogar zum dritten Mal in Folge keine Lohnerhöhung. Und für 2022 gibt es eine komplizierte Regelung, bei der die Kapitalisten letztlich quasi nach Gutdünken entscheiden können, ob sie eine Lohnerhöhung zahlen oder nicht. Mehr noch: Zum ersten Mal in Deutschland wurde in einem Tarifvertrag die Regelung aufgenommen, dass die Unternehmen die Löhne sogar einseitig kürzen dürfen. Laut dem Unternehmerverband will gut ein Drittel der Metallbetriebe dieses Jahr von dieser Lohnkürzungsmöglichkeit Gebrauch machen.

Vor über hundert Jahren haben die Arbeitenden genau deshalb Tarifverträge erkämpft, damit nicht jeder Kapitalist machen kann, was er will. Durch die Tarifverträge schützten die Arbeitenden in den kampfstärkeren Betrieben ihre Kolleginnen und Kollegen, die in einer schwächeren Position waren. Sie sorgten dafür, dass in einer Branche die Arbeitenden aller Betriebe die gleichen Löhne und Arbeitszeiten bekamen. Denn gemeinsam ist das Kräfteverhältnis für sie viel besser als in einem Betrieb allein.

Viel ist hiervon schon lange nicht mehr übrig. Die Hälfte der Arbeitenden hat gar keinen Tarifvertrag mehr. Und mit diesem neuen Angriff bleibt von der ursprünglichen Idee des Tarifvertrags endgültig kaum noch etwas übrig. Der Tarifvertrag erlaubt nun offiziell jedem Kapitalisten, Löhne und Arbeitszeiten zu verschlechtern – während er gleichzeitig die Arbeitenden verpflichtet, für die Dauer des Tarifvertrags die „Friedenspflicht zu wahren“.

Während die Kapitalisten uns angreifen, sollen wir uns nicht einmal wehren, nicht einmal streiken dürfen? Nein! Wir haben weniger Grund denn je, sie in „Frieden" zu lassen.

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