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Nr. 109, Juni 2018 - Internationales

USA: Streiks sind ansteckend

Seit drei Monaten geht eine spontane Streikwelle durch die Schulen in den USA.

Die Wut ist explodiert, weil die Verhältnisse sich so drastisch verschlechtert haben. In vielen Bundesstaaten haben die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes seit 2008 keine Lohnerhöhung bekommen. Stattdessen wurde ihnen Rente und Krankenversicherung gekürzt. Die Schulen wurden so zusammengespart, dass die Lehrer zum Teil aus eigener Tasche das Unterrichtsmaterial kaufen.

Doch auch ihre Löhne reichen hinten und vorne nicht mehr. Manche Lehrer müssen einen Zweitjob annehmen. Im reichen Kalifornien gibt es Lehrer, die in ihren Autos wohnen, weil sie sich von ihren 2.500 Dollar Gehalt die Miete für eine bescheidene Wohnung nicht leisten können, die in manchen Gegenden 2.000 Dollar beträgt.
Begonnen haben die Streiks in West-Virginia, wo die Lehrer und anderen Beschäftigten der Schulen neun Tage gelang gestreikt, alle Schulen geschlossen, Großdemonstrationen organisiert und so 5% Lohnerhöhung erkämpft haben. Der Erfolg war ansteckend, nach ihnen sind Lehrer spontan erst in Oklahoma, dann in Colodardo, Kentucky, Arizona und schließlich in North Carolina in den Streik getreten.
Auch da, wo es keine Gewerkschaften gibt oder der Streik sogar verboten war, haben sie trotzdem gestreikt.

Angesichts ihrer Entschlossenheit sind die Regierungen überall zurückgewichen. In Arizona hatte der Gouverneur vor dem Streik 1% mehr Lohn angeboten, jetzt erhalten die Beschäftigten der Schulen 10% Lohnerhöhung sofort und weitere 10% in zwei Jahren.

2016 und 2017 gab es in den USA so wenig Streiks wie seit 1947 nicht mehr. Die Lehrer haben diese Niedergedrücktheit jetzt durchbrochen. Und es ist zu hoffen, dass sie damit anderen Beschäftigten Mut und Lust gegeben haben, es ihnen gleich zu tun.

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