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Nr. 71, Januar 2015 - Ihre Gesellschaft

Bürokratieabbau - oder Lohnabbau?

Das Gesetz zum Mindestlohn gibt es noch keinen Monat, und schon jammern die Unternehmer und mit ihnen Teile der CDU, das sei ja alles viel zu viel Bürokratie. Sie beschweren sich ernsthaft, dass es viel zu viel Aufwand sei, jeden Tag genau aufschreiben zu müssen, von wann bis wann ihr Arbeiter gearbeitet hat!
Diese Verpflichtung wurde extra deshalb eingeführt, damit die Unternehmen nicht ganz so leicht beim Mindestlohn schummeln können. Und ganz zufällig ist es das erste, was die Unternehmen wieder abschaffen wollen.

Eine ganze Reihe von Branchen hatte die Regierung schon im Vorfeld von dieser Verpflichtung befreit. Überall, wo die Arbeitenden nicht an einem festen Arbeitsplatz sind, sondern auf Touren fahren - also zum Beispiel bei Postboten, Müllwerkern, Bus- und LKW-Fahrer - dürfen die Unternehmer einfach aufschreiben, wie lange ein Arbeiter für seine Tour offiziell Zeit hat. Er kann jeden Tag „fünf Stunden“ hinschreiben, auch wenn jede Tour so geplant ist, dass man in Wahrheit sechs Stunden braucht. So kann der Unternehmer ganz legal beim Mindestlohn betrügen, weil er ja für sechs Stunden Arbeit nur fünf Stunden Mindestlohn bezahlen muss.
Kein Wunder also, dass andere Branchen - allen voran das Bau- und Gaststättengewerbe - diesen „Bürokratieabbau“ auch gerne möchten.

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