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Nr. 129, April 2020 - Ihre Gesellschaft

Amazon: Sicherheit? Nur, wenn sie nichts kostet

In Italien, Frankreich, den USA… In einer Reihe von Amazon-Lagern haben in den letzten Wochen Arbeiter gestreikt – aus Wut darüber, wie Amazon mit ihrer Gesundheit spielt. Wochenlang mussten sie quasi ohne Schutzmaßnahmen arbeiten: mit tausenden zusammen in einem Lager oder in Kontakt mit hunderten Kunden, denen man das Paket an die Haustür bringt! Und das obendrein fast nie, um irgendwelche lebenswichtigen Dinge auszuliefern, sondern CDs, Oster-Dekoration oder Handtaschen, die Amazon auch jetzt um jeden Preis weiter verkaufen will. Wenn Kollegen an Covid-19 erkranken oder in Quarantäne müssen, wird dies einfach verschwiegen.

Erst nach den Streiks, nachdem die Öffentlichkeit aufmerksam wurde und Gewerkschaften vor Gericht zogen, hat Amazon nun zumindest oberflächliche Schutzmaßnahmen ergriffen. Offensichtlich wollen sie kein Risiko eingehen, dass sie ihre Lager doch noch schließen müssen. So haben sie jetzt überall Desinfektionsmittel bereitgestellt, den Abstand zwischen den Spinden vergrößert, die Kantine geschlossen und Wege abgetrennt, sodass sich die Arbeiter beim Schichtwechsel und im Treppenhaus nicht begegnen. Auch wird Fieber gemessen.

Doch das Wesentliche hat Amazon nicht getan: nämlich die Zahl der Arbeiter pro Schicht bedeutend zu verringern, damit man weniger gedrängt arbeitet und das Ansteckungsrisiko sinkt. Im Gegenteil, es sieht eher so aus, als wolle Amazon von der Schließung der kleinen Läden profitieren, um noch mehr zu verkaufen. Statt die Schichten auszudünnen, haben sie noch zusätzliche Leute eingestellt!

Ja, sobald es um den Profit geht, hört die Sicherheit auf.

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