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Nr. 130, Mai 2020 - Ihre Gesellschaft

Schulöffnungen: Auf Biegen und Brechen

Nur drei Tage hatten die Schulen Zeit, alles zu organisieren, bis am 23. April die ersten Schüler wieder zur Schule mussten. Hilfe von der NRW-Landesregierung, die diesen völlig überstürzten Schulbeginn auf Biegen und Brechen durchsetzen wollte? Desinfektionsmittel? Masken? Fehlanzeige. An manchen Schulen musste jeder Schüler sogar selber Handtuch und Seife mitbringen!

Um in Klassen, die normalerweise mit 30 Schülern vollgestopft werden, höchstens 10 Schüler zu unterrichten, findet der Unterricht nur in den Prüfungsfächern und in Schichten hintereinander statt. Und selbst jetzt, wo höchstens zwei Jahrgänge unterrichtet werden, gibt es in manchen Fächern nicht genug Lehrer dafür. Kein Wunder, wo doch seit Jahrzehnten immer mehr Lehrerstellen eingespart wurden.

Da in vielen Städten nicht einmal Geld für eine zwingend notwendige, zusätzliche Reinigung der Klassenräume zum „Schichtwechsel“ zur Verfügung gestellt wird und sich in manchen maroden Gebäuden nicht mal mehr die Fenster zum Lüften öffnen lassen, muss die zweite Schicht in anderen Räumen unterrichtet werden als die erste.

Die Schüler werden Risiken ausgesetzt – und auch die Lehrer. Was sollen sie machen, wenn ein Kind im Unterricht krank wird? Wie sollen sie die ganze Zeit zu den Schülern Abstand halten – vor allem bei den Grundschülern, die ab dem 7. Mai auch wieder in die Schule sollen? Noch in der ersten Woche mussten erste Klassen und Schulen wieder schließen… nachdem dort Schüler oder ihre Eltern an Covid-19 erkrankt waren.

Trotz allem hat die Landesregierung massiv Druck gemacht, dass ab Anfang Mai noch viel mehr und nach Möglichkeit bald alle Schüler wieder zur Schule gehen sollten – obwohl dann selbst die jetzigen brüchigen Sicherheitsmaßnahmen kein bisschen mehr einhaltbar wären!

Doch diesmal sind sie an der einhelligen Meinung von Lehrern, Schulleitungen, Eltern und Schülern gescheitert: Die Landesregierung musste sich (zumindest vorläufig) darauf beschränken, dass in der Grundschule jede Jahrgangsstufe nur einen Tag pro Woche in die Schule kommt und nirgendwo viel mehr Schüler als jetzt gleichzeitig im Schulgebäude sind.

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