Startseite > Das Rote Tuch > 104 > IPP: Kapitalisten sind Verbrecher… und die Gesetze und Gerichte helfen (...)

Nr. 104, Januar 2018 - Ihre Gesellschaft

IPP: Kapitalisten sind Verbrecher… und die Gesetze und Gerichte helfen ihnen

Ende letzten Jahres hat IPP van Triel auf einmal keine Kranken- und Rentenkassenbeiträge mehr für seine 50 Arbeiter in Essen gezahlt. Und als dann noch Weihnachten ein Aushang kam, dass das Werk bis zum 9. Januar Betriebsferien mache und daher kein Arbeiter zu kommen bräuchte, befürchteten viele sofort: „Die wollen Insolvenz anmelden und vorher die Maschinen wegschaffen.“
Die Arbeiter organisierten sich daraufhin. Jeden Tag während der „Betriebsferien“ waren Arbeiter am Werkstor und hielten Wache. Und tatsächlich: Am 4. Januar kamen die Laster. Die IG Metall versuchte, vom Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den Abtransport zu bekommen, doch das Gericht erklärte: „Das entscheiden wir… in einer Woche“! Die Arbeiter versuchten daher, das Werk zu blockieren. Es gelang der Firma trotzdem, die teuersten CNC-Maschinen abzutransportieren. Die übrigen Maschinen jedoch blieben da.

Eine Woche später erklärte dann das Gericht, es könne auch nicht viel machen. IPP habe alles Geld auf Konten der Mutterfirma geschafft, nach England, die CNC-Maschinen ebenso. Und an diesen Reichtum käme das Gericht nicht dran, denn dank der (von den Politikern extra so gemachten) Gesetzen muss die Mutterfirma nicht für die Löhne und Schulden ihrer Tochterfirma aufkommen – selbst wenn sie wie IPP genug Kohle und Betriebe in mehreren Ländern der Welt hat.
Das Gericht könne einzig versuchen, einige ausstehende Löhne zu bezahlen oder einen Investor zur Fortführung des Betriebs zu finden… mit den Maschinen, die wohl dank der Arbeiter nicht abtransportiert wurden.

Zumindest hat das Gericht eindeutig geklärt, worauf die Arbeiter vertrauen können: auf die „Aufrichtigkeit der Unternehmer“, den „Rechtsstaat“… oder ihre eigene Initiative und Organisation.

Das Rote Tuch
Archiv