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Nr. 41, April 2012 - Ihre Gesellschaft

Es sind die Kapitalisten, die wir uns nicht leisten können

Es nimmt kein Ende. Kaum haben die Arbeiter von Opel die letzte Entlassungswelle hinter sich, schon droht General Motors erneut mit der Schließung von Werken, verlangt Lohnkürzungen bis zu 20% und mehr Leiharbeit.
Nebenan sind es die Arbeiterinnen von Schlecker, die auf 15% ihres ohnehin mageren Lohns verzichten sollen – mit der Drohung, dass sie ansonsten das Los ihrer 11.000 bereits entlassenen Kolleginnen teilen würden.

Und wie viele Arbeiter sind denselben Erpressungen ausgesetzt! In zahllosen Betrieben werden sie derzeit zu dutzenden oder hunderten mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht und zum Verzicht gedrängt.
Wie die 453 Arbeiter in Essen, die Vodafone zunächst an Arvato verkauft hat und denen man nur sagt: „Verzichtet auf bis zu 30% (!) eures Lohns – ansonsten schließen wir die gesamte Filiale und ihr seid alle arbeitslos.“
Überall kommen die Bosse dabei mit denselben Argumenten: „Wir haben weniger Aufträge und Gewinn, wir sind nicht rentabel und nicht konkurrenzfähig. Wir können uns eure Löhne nicht mehr leisten.“
Dabei ist es gerade umkehrt: Es sind die Arbeitenden, die sich den Verzicht auf ihren Lohn nicht mehr leisten können! Die steigenden Preise bringen ohnehin schon viele in Schwierigkeiten. Viele Arbeitende werden durch 10%, 20% oder noch mehr Lohnverlust in den Bankrott gedrängt.

Außerdem kosten die Arbeitenden die Unternehmen kein Geld! Nur dank den Arbeitenden laufen die Betriebe, der Transport und die Geschäfte, nur dank ihnen können die Betriebe Waren und Dienstleistungen mit Gewinn verkaufen. Tatsächlich sind die Arbeiter kein „Kostenfaktor“, sondern sie sind diejenigen, die einer Firma den Reichtum, den Gewinn schaffen.
Ein reiner Kostenfaktor sind hingegen die Kapitalisten, die großen Aktionäre. Sie kassierten und kassieren den Gewinn ein, den die Arbeiter erwirtschaften.
Allein in diesem Jahr haben sich die Aktionäre der 30 großen deutschen DAX-Konzerne rekordverdächtige 27,5 Milliarden Euro an Dividende schenken lassen. Davon kaufen sie Luxusyachten, spekulieren an der Börse… ohne selber zu arbeiten.

Mit all diesen Gewinnen und den seit Jahren aufgehäuften Gewinnen der Aktionäre von Opel, von Vodafone, der Schlecker-Kinder, der Familie Siemens und all der anderen Großaktionäre könnten sich die Betriebe problemlos ALLE Arbeitsplätze und Löhne aller Arbeitenden „leisten“.

Die einzigen hingegen, die wir uns wirklich nicht mehr leisten können, das sind diese Kapitalisten und ihre Profitgier.

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