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Nr. 17, Januar 2010 - Aus dem Ruhrgebiet

Aus den Augen, aus dem Sinn

Seit 2005 wurden im Ruhrgebiet 22.000 neue „Firmen“ gegründet. Fast alle sind 1-Mann-Betriebe, die zum Beispiel „haushaltsnahe Dienstleistungen“ anbieten. Mehr neue Firmen... weil mehr Menschen arbeitslos sind? Ja, in der Tat: Denn für viele wird die eigene „Firma“ der letzte Strohhalm, mit dem sie sich vor der Langzeitarbeitslosigkeit zu retten versuchen.

Schon der Begriff „Firma“ ist bewusst irreführend. In Wahrheit handelt es sich um Arbeiter, die versuchen, von ihrer Arbeit zu leben... nur ohne Arbeitsvertrag. Doch nur die Hälfte dieser 1-Mann-„Firmen“ überlebt die ersten 3 Jahre, und nur ein Drittel die ersten 5. Zwei Drittel der Betroffenen stehen danach wieder vor der Arbeitslosigkeit, und im schlimmsten Fall noch dazu vor einem Berg an Schulden. Für das Arbeitsamt aber zählt nur eins: Dass sie erst einmal für ein paar Jahre aus der Statistik verschwunden sind.

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