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Nr. 110, Juli 2018 - Ihre Gesellschaft

Menschlichkeit ist ein Verbrechen?

Was für eine verkehrte Welt! In den letzten Wochen erheben immer mehr Regierungschefs (aus Italien, Frankreich, Ungarn…) verleumderische Anschuldigungen gegen die Hilfsorganisationen und ihre Rettungsboote im Mittelmeer und stellen sie quasi als Kriminelle hin. Sie behaupten, die Hilfsorganisationen würden den Schleusern helfen, weil sie den Flüchtlingen – die von den skrupellosen Schleusern in völlig überfüllten Nussschalen auf das offene Meer hinaus geschickt werden – das Leben retten.

Und nun steht der Kapitän der Lifeline tatsächlich in Malta vor Gericht, weil er 234 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet hat. Das Gericht argumentiert, die Boote der Flüchtlinge wären in libyschen Gewässern gekentert, und daher wäre die libysche Küstenwache zuständig gewesen. Doch wenn die „eingreifen“, sterben oft ein Teil der Flüchtlinge und auch für die Übrigen sind die Folgen schlimm. Obendrein war weit und breit kein Schiff der Küstenwache da. Trotzdem hätte der Kapitän sich an die Zuständigkeiten halten… und die Flüchtlinge ertrinken lassen sollen!?!

Mit solchen widerwärtigen Gerichtsverfahren wollen die EU-Staaten alle einschüchtern, die der wachsenden Barbarei nicht tatenlos zusehen wollen. Sie wollen jeden Funken Menschlichkeit, jeden natürlichen Reflex von Hilfsbereitschaft und Solidarität ersticken, bis am Ende jeder wegguckt, wenn nebenan jemand Opfer dieses irrsinnigen Systems wird. Dieselbe Gleichgültigkeit sollen wir dann auch empfinden, wenn nebenan ein Betrieb dicht gemacht wird und die Arbeiter entlassen werden.
Zum Glück gibt es weiterhin viele Menschen, die dabei nicht mitmachen!

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