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Nr. 84, März 2016 - Aus dem Ruhrgebiet

Kranke Arbeitsbedingungen bekämpfen, nicht kranke Arbeiter!

Überall steigt der Druck der Unternehmer auf Arbeiter, die häufiger krank sind, weil sie älter werden und gleichzeitig den wachsenden Stress durchhalten müssen. Bei den Essener Verkehrsbetrieben (EVAG) haben sie sich eine hinterlistige Methode ausgedacht.

Auf den ersten Blick hört es sich nämlich gut an: Alle Fahrer, die älter als 55 Jahre sind, bekommen 5 Tage mehr Urlaub im Jahr – bezahlt aus Geldern, die laut Tarifvertrag sowieso für die älteren Arbeiter da sind. Doch die 5 Tage Urlaub soll es nur dann dauerhaft geben, wenn der Krankenstand im Betrieb sinkt. Ansonsten werden sie wieder gestrichen.

Es ist nichts als eine Erpressung: Die EVAG will die Kollegen unter Druck setzen, sich auch noch krank zur Arbeit zu schleppen, damit sie und alle anderen Kollegen die Urlaubstage nicht verlieren. Um den Druck auf sie noch zu erhöhen, sollen in Zukunft außerdem nach einer Krankheit „Gespräche“ mit Vorgesetzten stattfinden.

Niemand wird aus Spaß krank! Aber viele werden durch die Arbeitsbedingungen krank: Durch den gestiegenen Stress, die kürzeren Pausen, die chaotischen Schichtpläne, alles Folgen des massiven Personalabbaus. Und durch die Tatsache, dass gerade ältere und chronisch kranke Busfahrer, die früher irgendwann andere Arbeitsplätze bekommen haben oder ohne Abzüge in Rente gehen konnten, heute noch mit 58 oder gar 62 auf dem Bock sitzen müssen.
Diese Ursachen sollte die EVAG bekämpfen – statt die kranken Kollegen.

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