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Nr. 56, September 2013 - Ihre Gesellschaft

Bahn: Sparen reimt sich mit… nicht fahren

Nicht nur bei den Fahrdienstleitern, sondern an allen Ecken und Enden fehlt es bei der Bahn an Personal. Kein Wunder! Seit 1990 hat die Deutsche Bahn 250.000 Stellen vernichtet, das heißt über die Hälfte aller Arbeitsplätze.

Dieser Personalmangel ist verantwortlich für viele Verspätungen, bis dahin, dass Züge ganz ausfallen, weil kein Lokführer da ist, um den Zug zu fahren oder kein Techniker, um ihn zu reparieren. Derselbe Personalmangel ist verantwortlich für zahlreiche Pannen und Unfälle, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang, weil die Züge und Gleise nicht mehr gründlich gewartet und erneuert werden.

Über Jahre war das Ziel, die Deutsche Bahn an die Börse zu bringen. Alles wurde getan, um sie möglichen Aktionären schmackhaft zu machen. Und schmackhaft für die Aktionäre heißt: möglichst wenig Personal, möglichst wenig Kosten, möglichst wenig „unrentable“ Strecken auf dem Land, möglichst viel Profit.

Dann aber kam die Finanzkrise 2008 und der Börsengang musste kurzfristig abgesagt werden. Die Bahn ist also weiterhin zu 100% in der Hand des Staates. Doch auch der betreibt sie wie ein Privatunternehmen, das Gewinn bringen soll. Und dieser Gewinn (1,5 Milliarden im letzten Jahr) wird dann genutzt, um querbeet in Europa andere Transportfirmen aufzukaufen, statt dass er endlich wieder für mehr Personal und mehr Instandhaltung genutzt wird.

Nach dem Chaos in Mainz verspricht Bahnchef Grube jetzt, bei den Fahrdienstleitern einzustellen. Doch in allen anderen Bereichen gehen die Einsparungen weiter, vor allem im Nahverkehr. Hier ist die Privatisierung von einzelnen Strecken in vollem Gange, und damit der nächste Stellenabbau und die nächste Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für zig tausend Beschäftigte. Und mit dieser Sparpolitik sind zwangsläufig auch weiteres Chaos und weitere Gefährdung von Arbeitenden und Passagieren vorprogrammiert.

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