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Nr. 46, Oktober 2012 - Internationales

Die Streiks der Arbeiter in Südafrika breiten sich aus... und ihre Entschlossenheit auch

Die Kämpfe der Bergleute in Südafrika für 200% mehr Lohn sind zu einer Massenbewegung geworden: Teilweise sind bis zu 100.000 Bergleute im Streik. Während die Arbeiter des Platin-Bergwerks Marikana, die als erste zu streiken begonnen hatten, nach über einem Monat bedeutende Lohnerhöhungen erkämpft haben, haben sich die Streiks auf andere Platin-, Chrom-, Diamant-, Gold- und Kohlebergwerke ausgeweitet.
Gleichzeitig hat auch eine große Streikbewegung unter den Lastwagenfahrern begonnen, und ein erster wilder Streik fand bei Toyota statt.

„Wild“ streiken auch die Bergleute – und zwar deswegen, weil es in Südafrika ein ähnliches Tarifsystem gibt wie in Deutschland: Jede Branche hat zu einem anderen Zeitpunkt Tarifverhandlungen – die Goldminen zu einem anderen Zeitpunkt als die Kohleminen usw. Nur zu diesem Zeitpunkt dürfen die Arbeiter einer Branche höhere Löhne verlangen und streiken – und auch nur, wenn die Gewerkschaft dazu aufruft.

Die Arbeiter in Südafrika aber setzen sich heute über diese Fesseln hinweg. Sie sagen: „Schluss. Wir lassen uns nicht länger vorschreiben, wann und mit wem wir gemeinsam streiken dürfen. Wir streiken jetzt, weil wir jetzt höhere Löhne brauchen – und wir kämpfen mit möglichst vielen Arbeitern aus verschiedenen Branchen zusammen. Und wenn die Gewerkschaft nicht mitmacht, dann machen wir es ohne sie.“

Gerade das ist es, was den Unternehmern und der Regierung am meisten Angst macht. Und so versuchen sie seit über einem Monat, mit Brutalität und Erpressung den Streik zu brechen. 20.000 Streikende wurden von den Bergwerksbesitzern entlassen, um die übrigen zur Aufgabe des Streiks zu bewegen. Immer wieder werden einzelne Aktivisten des Streiks ermordet aufgefunden. Die Polizei, die im August 34 streikende Bergleute erschossen hatte, verbietet Demonstrationen, verhaftet Streikende in Massen. Und auf andere Art versucht auch die große Minen-Gewerkschaft, den Streik zu beenden.

Doch all das hat die Streikenden bislang nicht brechen können. Auch sie haben wichtige Trümpfe auf ihrer Seite. Sie sind zahlreich, entschlossen, und sie sind das Herz der Betriebe und Minen: Wenn sie streiken, gibt es für die Unternehmer kein Gold, kein Platin – keine Kohle.

Die Arbeiter Südafrikas verfügen außerdem über eine reiche Erfahrung an Kämpfen schon aus der Zeit der Apartheid, die ihnen auch hilft, sich für ihre Kämpfe selbstständig zu organisieren. Und so haben alle Machenschaften von Unternehmern, Regierung und Gewerkschaft bislang eher erreicht, dass die Kämpfe sich weiter ausbreiten… und die Entschlossenheit der Arbeiter steigt.

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