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Nr. 66, Juli 2014 - Ihre Gesellschaft

Kein Mindestlohn in Teilzeit ?!

Die große Mehrheit derer, die heute noch weniger als 8,50 Euro die Stunde verdienen, sind auch noch dieselben, die in Teilzeit oder Minijobs arbeiten müssen. Und gerade sie werden oft gar nichts vom neuen Mindestlohn haben.

Zum einen müssen viele von ihnen mit HartzIV aufstocken. Wenn sie also in Zukunft etwas mehr Lohn für ihren Teilzeitjob bekommen, dann bekommen sie entsprechend weniger Aufstockung vom Amt, und damit am Ende des Monats genauso viel (oder besser gesagt genauso wenig) wie heute auch.

Außerdem haben die Unternehmer gerade bei Teilzeitverträgen zig Möglichkeiten, den Mindestlohn legal zu umgehen. Viele Reinigerinnen können ein Lied davon singen: Als bei ihnen der Branchen-Mindestlohn eingeführt wurde, haben viele Reinigungsfirmen zum Beispiel durchgesetzt, dass dieselbe Arbeit, die die Reinigerinnen bislang in 5 Stunden pro Tag gemacht hatten, nun in 4 Stunden erledigt werden musste. Dadurch zahlte die Firma zwar offiziell den Mindestlohn, aber eben nur noch für 4 statt 5 Stunden am Tag, und damit nicht einen Cent mehr Lohn als vorher auch. Ähnliches droht nun auch vielen anderen Teilzeitbeschäftigten.

Wenn die Regierung das hätte verhindern wollen, dann hätte sie keinen Mindestlohn pro Stunde, sondern pro Monat einführen müssen. Also den Lohn, den man mindestens pro Monat bekommen muss, damit man auch davon leben kann!
Das wäre auch der einzige Mindestlohn, der diesen Namen wirklich verdient. Schließlich muss man auch für den ganzen Monat Essen und die Miete zahlen können. Es wäre der einzige Mindestlohn, der tatsächlich die wachsende Armut vieler Arbeitenden eindämmen würde.
Doch daran hat die Regierung natürlich nicht einmal im Traum gedacht. Schließlich würde das bedeuten, den Kapitalisten das Recht zu nehmen, uns immer mehr nur noch stundenweise, in Minijobs und Teilzeit auszubeuten, so wie es ihnen gerade am besten in den Kram passt.

Solche Gesetze aber, die die Allmacht und die Profite der Kapitalisten angreifen und damit wirklich unsere Lebensverhältnisse verbessern könnten, die macht die Regierung nicht freiwillig. Solche Gesetze werden wir Arbeitenden gegen Regierung und Unternehmen erkämpfen müssen.

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