Startseite > Das Rote Tuch > 134 > Der Krieg um den Impfstoff: ein Krimi ums große Geld

Nr. 134, August 2020 - Ihre Gesellschaft

Der Krieg um den Impfstoff: ein Krimi ums große Geld

Seit der russische Präsident die Zulassung eines ersten Impfstoffs gegen Covid-19 angekündigt hat, hat der weltweite Konkurrenzkampf zwischen den Pharmakonzernen noch mehr an Schärfe gewonnen. Und er hat seine hässlichen und gefährlichen Seiten offenbart.

Mit Beginn der Pandemie haben alle Pharmakonzerne in fiebriger Eile begonnen, an einem Impfstoff zu forschen. Und mindestens vier Labore auf der Welt – darunter das russische – haben es geschafft, einen Impfstoff zu entwickeln, der bereits in der letzten Testphase ist: in der Phase, in der er an einer größeren Zahl von Menschen erprobt wird. In nur wenigen Monaten haben sie geschafft, was normalerweise Jahre braucht. Eine beeindruckende Leistung der Forschung!

Doch so einfach ist es im Kapitalismus nicht. Denn für die Bosse der Pharmaindustrie ist die Suche nach einem Impfstoff vor allem ein Wettrennen um das große Geld. Jeder will der erste sein, der seinen Impfstoff an die kaufkräftigen Staaten verkauft und damit Profite in gigantischer Höhe machen kann. Dafür aber muss man schneller sein als alle anderen, muss als erster einen Impfstoff entwickelt, erprobt und ihn in großer Menge produziert haben. Entsprechend groß ist für alle Pharmakonzerne die Verlockung, mögliche Nebenwirkungen und Probleme herunterzuspielen oder ganz zu verschweigen.

Sobald ein Konzern einen wirksamen Impfstoff entwickelt hat, wird er ihn außerdem sofort durch Patente schützen und somit verhindern, dass er der ganzen Menschheit zur Verfügung steht. Sogar obwohl ein bedeutender Teil dieser Impfstoff-Forschung durch öffentliche Subventionen finanziert worden ist, gehört der entwickelte Impfstoff dem Pharmakonzern ganz allein. Der Konzern allein entscheidet damit, zu welchem Preis er ihn verkauft. Die Bevölkerungen werden nie erfahren, was genau in den Kaufverträgen zwischen den Staaten und den Pharmakonzernen stehen wird. Doch eins ist sicher: Die Staaten werden Wucherpreise zahlen müssen. Und Pech für die Länder und die Menschen, die diesen Preis nicht bezahlen können!

Damit die Ergebnisse aus Wissenschaft und Industrie von der Bevölkerung kontrolliert werden und allen Menschen zu Gute kommen können, gehört die Wirtschaft nicht in die Hände einer kleinen Minderheit verantwortungsloser Kapitalisten mit ihrer Profitlogik, sondern in die Hände der Bevölkerung!

Das Rote Tuch
Archiv