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Nr. 130, Mai 2020 - Internationales

Bangladesch: Proteste verboten, arbeiten erlaubt

Trotz Corona-Ausgangssperre haben in Bangladesch in der letzten Aprilwoche viele Textilfabriken wieder zu arbeiten angefangen. Ende März waren sie geschlossen worden: Wegen der Ausgangssperre – aber vor allem, weil ihre Auftraggeber (C&A, H&M, Walmart und Co.) einen Großteil ihrer Aufträge storniert hatten. Die örtlichen Textilbosse hatten dies zum Vorwand genommen, um die Hälfte der Arbeiterinnen zu entlassen und allen den Lohn für März, ja teilweise sogar noch ausstehenden Lohn für Februar und Januar zu verweigern.

Die Arbeiterinnen sind auf jeden Cent des extrem niedrigen Lohns angewiesen. In ihrer Verzweiflung sind sie seit Mitte April immer wieder auf die Straße gegangen, haben trotz Ausgangssperre mit bis zu 20.000 Arbeiterinnen demonstriert, um ihren Lohn einzufordern: von örtlichen Textilfabrikanten oder ihren reichen Auftraggebern, den Konzernen in Westeuropa und den USA.

Die Arbeiterinnen wären lieber zuhause geblieben. Doch, wie eine Demonstrantin sagt: „Wir haben keine Wahl, wir sterben vor Hunger. Wenn wir zuhause bleiben, können wir uns vor dem Virus schützen. Aber wer schützt uns vor dem Hunger?“
Die Bosse und die staatlichen Behörden haben die protestierenden Arbeiterinnen als „verantwortungslos“ beschimpft, weil sie das Virus verbreiten könnten. Die Polizei hat mit Knüppeln auf sie eingeschlagen. Doch nun kommen wieder Aufträge aus dem Westen, und plötzlich finden es dieselben Bosse und Behörden gar nicht verantwortungslos, dass hunderttausende Arbeiterinnen durch die engen Straßen Dhakas zusammen zur Arbeit laufen und dort dicht an dicht den ganzen Tag arbeiten.

Ja, Protestieren und Streiken ist verantwortungslos – für die Profite der Konzerne schuften nicht: Das ist „Gesundheits-schutz“... für die Kapitalisten.

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