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Nr. 30, April 2011 - Leitartikel

Die Preise steigen und steigen… und die Löhne???

Wie vielen ergeht es so: Man bekommt die Rechnung für Miete und Strom, geht einkaufen und tanken... und schon ist das Geld für den Monat weg. Denn die Preise steigen und steigen – immer mehr und immer schneller.
Ob Heizöl oder Diesel, Kartoffeln, Brot oder Kaffee... viele unverzichtbaren Dinge sind in den letzten Monaten massiv teurer geworden. Sie kosten 10%, 20% oder sogar 30% mehr als noch vor einem Jahr.

Unsere Löhne und Renten aber sind bei diesem Wettlauf nicht dabei. Die steigen nicht um 10%, sondern um mickrige 1% oder im besten Fall um 2 oder 3% im Jahr. Von unserem Lohn können wir uns damit immer weniger kaufen. Unsere Kaufkraft schmilzt zusammen.

Seit Jahren schon sind durch steigende Preise und Abgaben unsere Löhne und Renten real gesunken. Unsere Reallöhne sind heute mehrere hundert Euro weniger wert als noch vor wenigen Jahren. Für viele Arbeiterfamilien ist es bereits jetzt schwierig, am Monatsende über die Runden zu kommen.

Doch die derzeitigen Preisexplosionen drohen, unsere Lage schnell und bedeutend weiter zu verschlechtern. In den letzten Monaten sind die Preise für Lebensmittel und Energie bereits schneller gestiegen als die ganzen letzten Jahre zuvor. Und quasi alle Branchen haben schon angekündigt, dass sie in den nächsten Monaten ihre Preise weiter erhöhen wollen.

Die Unternehmen geben die Preiserhöhungen nämlich weiter. Die Textilkonzerne zum Beispiel müssen demnächst mehr für Baumwolle und Leder zahlen. Und sogar schon, bevor die alten Lieferverträge ausgelaufen sind und sie diese höheren Rohstoffpreise wirklich zahlen müssen, erhöhen H&M, Adidas und Co. bereits ihre Preise für Kleidung und Schuhe um 10%. Auf diese Weise sorgen die Konzerne dafür, dass sie in keiner Weise unter den steigenden Preisen leiden, dass sie trotz steigender Rohstoff- und Energiepreise weiterhin Milliarden Gewinn machen.

Und jedes große Unternehmen macht es so: Die Stahlkonzerne zum Beispiel zahlen mehr für die Eisenerze und für den Strom und erhöhen deshalb die Stahlpreise. Die Autofirmen kaufen den teureren Stahl, und erhöhen dementsprechend die Preise für Autos und Ersatzteile.
Alle Unternehmen erhalten ihre Gewinne, indem sie die Preiserhöhungen an ihre Käufer weitergeben... bis die Kette schließlich bei uns, bei den Verbrauchern angekommen ist. Wir zahlen für alle Produkte mehr... doch wir können die höheren Preise an niemanden weitergeben.

Wir haben daher nur eine Chance, um unsere Kaufkraft zu erhalten: Wir brauchen höhere Löhne!

Und vor allem reicht es nicht mehr, dass unsere Löhne alle ein oder zwei Jahre nach Tarifverhandlungen steigen. Die Preise steigen derzeit so schnell, dass die Löhne gerade erst erhöht wurden, und schon kommen die nächsten Preissteigerungen.

Wir können aber kaum unserem Vermieter, Stromanbieter oder der Tankstelle sagen: „Ich kann ihnen die höheren Preise leider erst in 11 Monaten zahlen, da bekomme ich eine Lohnerhöhung.“ Die höheren Preise müssen wir sofort zahlen.

Deshalb müssen wir es schaffen durchzusetzen, dass jedes Mal, wenn die Preise steigen, auch automatisch unsere Löhne entsprechend erhöht werden. Nur so können wir erreichen, dass wir, die wir gemeinsam allen Reichtum schaffen, auf Dauer von unseren Löhnen und Renten auch leben können.

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