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Nr. 125, Dezember 2019 - Ihre Gesellschaft

Weltklimagipfel: Sie handeln nicht mal im Schneckentempo

Und wieder ist nichts herausgekommen bei dem Klimagipfel in Madrid. Genau wie beim Klimagipfel davor, und dem davor… Und so wird es auch beim nächsten sein.
Dabei sind sich fast alle Forscher einig: Wenn der CO2-Ausstoß in den nächsten zehn Jahren nicht um 7,6% pro Jahr sinkt, wird die Erde sich deutlich weiter erwärmen, mit unumkehrbaren Folgen. Doch Jahr für Jahr das gleiche Schauspiel: Auf dem Gipfel werden dramatische Reden gehalten, Absichtserklärungen und manchmal sogar Pläne zur Verringerung des CO2-Ausstoßes werden verabschiedet… und nichts ändert sich. Der CO2-Ausstoß verringert sich nicht. Währenddessen aber werden die Hitzewellen immer zahlreicher, Feuersbrünste verwüsten das Amazonas-Gebiet, in vielen Gegenden werden die Wirbelstürme stärker und die Polkappen schmelzen.

Gerne wird mit dem Finger auf Trump und Bolsonaro gezeigt, die Präsidenten der USA und Brasilien – zwei Staaten mit hohem CO2-Ausstoß, die sich auch öffentlich weigern, das Pariser Klimaabkommen umzusetzen. Die europäischen Staatschefs hingegen spielen die Tugendhaften. Sie bereiten einen „Green New Deal“ vor, der nichts anderes ist als ein großes Investitionsprogramm voller Geschenke an die Konzerne – das deutsche „Klimapaket“ lässt grüßen.

In Wahrheit geht es beiden Seiten nur darum, ihrer Wählerschaft zu gefallen: Trump und Bolsonaro den eher reaktionäreren, Macron oder Merkel den umweltbewegten Mittelschichten. Doch alle verteidigen sie in Wahrheit die direkten Interessen der großen Konzerne. Keiner von ihnen ist bereit, die großen Energie-, Transport-, Chemie- oder Baukonzerne, die die Umwelt verschmutzen, ernsthaft zu kontrollieren oder sie gar zu bestrafen. Im Gegenteil, der angebliche Kampf gegen den Klimawandel ist ein guter Vorwand, um ihnen noch mehr Subventionen in den Rachen zu schmeißen, ohne eine ernsthafte Gegenleistung zu verlangen.
Dieser Zynismus der Großmächte befeuert zu Recht die Empörung eines Teils der Jugend, die in vielen Ländern auf die Straße geht. Greta Thunberg hat als Initiatorin der Klimastreiks in Madrid gesprochen. Doch keine Rede, so ehrlich und ernsthaft sie auch sei, kann die Profitmaschine aufhalten, die der Gesellschaft ihre Entscheidung aufzwingt. Um die katastrophale Entwicklung des Klimas wie auch der sozialen Bedingungen und der gesamten Gesellschaft aufzuhalten, muss man den Kapitalisten die Macht entreißen. Dies ist die „dringende Aufgabe“, der sich die empörte Jugend und die Arbeiter annehmen müssen.

(Dieser Artikel basiert auf einem Artikel unserer französischen Genossen von Lutte Ouvrière vom 3.12.2019.)

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