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Nr. 143, Juni 2021 - Internationales

Kolumbien: eine Revolte, die seit über zwei Monaten nicht an Kraft verliert

Seit dem 28. April finden in Kolumbien ununterbrochen Demonstrationen und Streiks gegen die wachsende Armut und die brutale Politik des rechten Präsidenten Ivan Duque statt.

Die Ankündigung der Regierung, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel zu erhöhen und von den ärmsten Arbeitenden mehr Einkommenssteuer zu verlangen, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Seitdem breiten sich die Proteste im ganzen Land aus. Angesichts ihres Ausmaßes zog die Regierung die Steuerreform schnell wieder zurück, ebenso geplante Angriffe auf das Gesundheitswesen. Doch da war es schon zu spät. Längst geht es den Demonstranten und Streikenden um viel mehr.
Sie fordern ernsthafte Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut, in der die Hälfte der Bevölkerung leben muss. Sie fordern kostenlose Hochschulbildung, bessere öffentliche Dienstleistungen, bessere Arbeitsbedingungen und Renten.

Präsident Duque versucht, die Proteste mit brutalen Mitteln zu ersticken. Seit Beginn der Revolte hat die Polizei bereits über 60 Menschen getötet, hat hunderte verprügelt, verhaftet oder „ver-schwinden“ lassen. Hinzu kommen paramilitärische Gruppen, „private“ bewaffnete Banden, die einzelne Demonstranten öffentlich hinrichten – mit dem Ziel, die protestierende Bevölkerung einzuschüchtern und zu terrorisieren.
Bislang ohne Erfolg. Stattdessen haben
die Demonstranten ihrerseits in verschiedenen Teilen des Lande Straßensperren errichtet, um sich gegen die bewaffneten Einheiten zu wehren.

Auch der Versuch des Präsidenten Duque, die Bevölkerung der Stadt Cali – dem Herzen des Aufstandes – zum Schweigen zu bringen, indem er tausend Soldaten in die Stadt einmarschieren ließ, bewirkte das Gegenteil: Landesweit antworteten die Menschen mit weiteren Demonstrationen und Streiks.
Angesichts dieser Staatsmacht, die auf die dringenden Sorgen der Bevölkerung und insbesondere der jungen Generation einzig mit Verachtung und Gewalt antwortet, haben die Protestierenden nicht vor, klein beizugeben.

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