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Nr. 86, Mai 2016 - Aus dem Ruhrgebiet

St. Anna (Duisburg): Wir schweigen nicht mehr

Systematisch mussten die bulgarischen Putzfrauen der Firma MCS im Malteser St. Anna-Krankenhaus täglich 3-4 Stunden arbeiten. Doch bezahlt wurden ihnen höchstens zwei. Abends mussten sie privat für die Vorarbeiter putzen gehen – unbezahlt. Sie wurden genötigt, auch krank zu arbeiten. Wer schwanger wurde, wurde entlassen. Denn alle hatten befristete Verträge.

Dennoch haben sechs Frauen irgendwann angefangen, gegen diese Zustände zu protestieren. Als daraufhin ihre Verträge nicht mehr verlängert wurden, machten sie mit Hilfe der Gewerkschaft IG BAU auf ihre Lage öffentlich aufmerksam. Gewerkschafter verteilten ein Informations-Flugblatt vor dem Krankenhaus. Sofort schwärmten die aufgeschreckten Vorgesetzten aus, um den Krankenschwestern und Putzfrauen „nahezulegen“, das Flugblatt ungelesen wegzuwerfen – was das Flugblatt erst Recht interessant machte.

Die Malteser machen nichts, außer mit MCS gemeinsam zu versuchen, für Ruhe zu sorgen. Sie haben vor Gericht erwirkt, dass die IG BAU sich über viele Vorfälle nicht mehr äußern darf. Den sechs Frauen hat MCS das Angebot gemacht, sie fest einzustellen… wenn sie in Zukunft über die Vorfälle schweigen.
Die Frauen jedoch lehnten dieses „Angebot“ ab. Sie wollen sich nicht mundtot machen lassen, sondern sich dafür einsetzen, dass sich die Arbeitsbedingungen ändern – für alle.

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