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Nr. 106, März 2018 - Ihre Gesellschaft

Diskussion um die Essener Tafeln: Wer die Armut schafft

Die Essener Tafeln haben ihren widerlichen Beschluss aufgehoben, nur noch Bedürftige mit deutschem Pass aufzunehmen. Viele hatten dagegen protestiert, empört, dass man die Armen ohne deutschen Pass als Problem für die Armen mit deutschem Pass hinstellt.

Dabei ist das wahre Problem ein ganz anderes: Dass überhaupt 1,5 Millionen Menschen in diesem reichen Land den erniedrigenden Gang zu den Tafeln gehen müssen. Und dass es immer mehr werden: Weil immer mehr Arbeiter nur noch befristete Jobs oder Leiharbeit finden können, schlecht bezahlte, unsichere Jobs, bei denen sie trotz Arbeit arm sind. Während Konzerne wie Siemens oder E.ON tausende und abertausende feste Vollzeitarbeitsplätze vernichten, um ihre Milliardengewinne zu erhöhen.

Weil die Mieten, die die Immobilienkonzerne immer weiter nach oben schrauben, viele regelrecht erdrosseln – und sogar HartzIV-Empfänger von ihren 400 Euro mittlerweile oft noch was zur Miete zuzahlen müssen.

Weil der Staat mit seiner Rente mit 67 dafür sorgt, dass immer mehr Arbeiter aus gesundheitlichen Gründen in Frührente gehen müssen oder die letzten Jahre vor der Rente arbeitslos sind… und so nach 30, 40 Jahren Maloche trotzdem auf die Lebensmittelspenden der Tafeln angewiesen sind.

Und daran wird sich erst etwas ändern, wenn wir ArbeiterInnen, Arbeitslosen, MigrantInnen, Deutsche, Alleinerziehende, RentnerInnen − kurz die Arbeiterklasse − uns das Recht nehmen, nicht nur den Abfall aus den Supermärkten zu verteilen, sondern die Rekordgewinne der Großkonzerne und die Einnahmen des Staates zu kontrollieren und zu verteilen!

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