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Nr. 161, Januar 2023 - Ihre Gesellschaft

Wenn selbst die Tafeln nichts mehr haben…

In vielen ärmeren Städten und Stadtteilen haben die Tafeln nicht mehr in Ansätzen genug Lebensmittel. Nachdem Lebensmittel um 20% und Strom oft um 100% teurer geworden sind, hat sich die Zahl derjenigen, die auf die Tafeln angewiesen sind, verdoppelt und in manchen Stadtteilen sogar verdreifacht! Seit Monaten schon weisen viele Tafeln deshalb Neue ab oder teilen nur noch so wenig Lebensmittel aus, dass es niemandem mehr hilft.

Die Tafeln beruhen auf der Großzügigkeit und dem ehrenamtlichen Engagement vieler einfacher Leute, die oft selber aus Arbeiterfamilien kommen. Sie sollten eine zusätzliche Hilfe für die Ärmsten sein. Doch der Staat missbraucht sie. Seit Jahren hat er sich auf dem System der Tafeln ausgeruht und durch sie Geld gespart. Statt die niedrigen Renten und Sozialleistungen anzuheben, statt mindestens die Inflation auszugleichen, stellen die Behörden einfach Berechtigungsscheine für die Tafeln aus. Auch viele ukrainische Geflüchtete werden von den Ämtern einfach an die Tafeln verwiesen. Sie haben Rentner*innen nach jahrzehntelanger Arbeit, kranke Arbeitende, Alleinerziehende, Arbeitssuchende und Arbeitende mit Niedriglöhnen dazu verdammt, bei den Tafeln um Wohltätigkeit zu bitten – obwohl ihnen eine angemessene Unterstützung zusteht! Und genau jetzt, wo mehr Menschen denn je darauf angewiesen sind, bricht ihr System obendrein zusammen.

Es gibt nur einen Ausweg aus dieser Spirale von Armut, Erniedrigung und Verzweiflung. Es ist derselbe wie für die gesamte Arbeiterklasse angesichts der explodierenden Preise: der gemeinsame Kampf darum, dass alle Löhne, Renten und Sozialleistungen an die Preise gekoppelt werden und jeden Monat automatisch so viel steigen wie die Preise!

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