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Nr. 114, Dezember 2018 - Internationales

Österreich: „12 Stunden arbeiten – oder du wirst gekündigt“

Eine 56jährige Hilfsköchin, die seit 20 Jahren für eine Wiener Restaurantkette arbeitet, wurde gekündigt: Sie hatte sich geweigert zu unterschreiben, dass sie künftig „freiwillig“ 12 Stunden am Stück arbeitet, wenn der Betrieb dies verlangt. Tausende andere Arbeiter in Österreich haben solche 12-Stunden-Verträge aus Angst unterschrieben.

Bislang war es in Österreich (wie in Deutschland) verboten, länger als 10 Stunden am Tag zu arbeiten. Doch Anfang September hat die Regierung (der rechtsextremen FPÖ und der konservativen ÖVP) ein Gesetz eingeführt, wonach Arbeiter „freiwillig“ 12 Stunden arbeiten dürfen.

Die FPÖ hatte erklärt, dieses Gesetz eröffne Unternehmern wie Arbeitern mehr Freiheiten. Die Arbeiter bräuchten sich nicht mehr von „starren Gesetzen“ bevormunden lassen, sondern könnten selber entscheiden, wie viel sie arbeiten wollen.
Tausende Arbeiter in Österreich haben jetzt erfahren, wie die Wahrheit aussieht. Solange nämlich Unternehmer über unsere Arbeitsplätze entscheiden, gibt es keine Freiwilligkeit. Jedes Gesetz, dass den Unternehmern mehr Freiheiten erlaubt, bedeutet automatisch neue Verschlechterungen für die Arbeiter.

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Trotz all der bekannt gewordenen Fälle, in denen die Arbeiter zu 12-Stunden-Arbeit gezwungen werden, rechtfertigt die FPÖ ihr Gesetz weiterhin. Schließlich, so erklärt sie, könnten die Arbeiter ja Anzeige erstatten. Ja, theoretisch können sie das. Mit dem Ergebnis, dass sie dann ihre Arbeit verlieren, während die Unternehmer ein Bußgeld von ganzen... 72 Euro zahlen müssen!

Auch wenn sich die rechtsextremen Parteien vor den Wahlen so gerne als „Partei der kleinen Leute“ darstellen: spätestens an der Regierung zeigen sie ihr offen arbeiterfeindliches Gesicht.

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