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Nr. 56, September 2013 - Aus dem Ruhrgebiet

Streik bei Opel Bochum

Die Arbeiter von Opel haben immer noch keine Ahnung, wie es für sie weitergehen soll, denn vom Vorstand kommt nichts: keine Zahl, wie viele Arbeitsplätze nach 2014 erhalten bleiben, keine Zahl über alternative Jobs im Konzern, kein Vorschlag zur Höhe der Abfindung… Stattdessen kommt General Motors (GM) mit immer neuen Drohungen und schlechten Nachrichten, um die Arbeiter mürbe zu machen.

Vergangenen Montag, den 9. September, hat der Betriebsrat daher eine Belegschaftsversammlung einberufen, damit der Vorstand auf die Fragen der Kollegen antwortet. Doch der GM-Vorstand hat sich geweigert überhaupt zu kommen und hat damit erneut klar gemacht, dass GM an seinem harten, kompromisslosen Kurs festhält.
Aber egal. Mit oder ohne Vorstand, was bei der Versammlung deutlich wurde ist, dass viele Arbeiter in Bochum wirklich genug davon haben, von Opel und GM in einer Tour belogen, verhöhnt und hingehalten zu werden.

Die Mehrheit des Betriebsrates riet den aufgebrachten Kollegen von Streiks oder anderen „unbedachten“ Aktionen ab, um die anstehenden Verhandlungen nicht zu gefährden.
Wie kann man so etwas behaupten, nach allem, was in den letzten Monaten und Jahren passiert ist? GM beweist doch täglich, dass sie kein Stück verhandeln wollen. Sie haben den Plan, das Werk möglichst zügig und billig zu schließen, und den versuchen sie entschlossen und kompromisslos durchzusetzen. Jede Verhandlung stellte sich bislang als Mogelpackung heraus, die nur dazu diente, die Arbeiter zu vertrösten und sie dabei übers Ohr zu hauen.
Kämpfe der Arbeitenden verhindern keine Verhandlungen. Im Gegenteil, sie machen echte Verhandlungen erst möglich. Die Bosse müssen spüren, dass ihnen Arbeitende gegenüber stehen, die bereit sind, für ihre Forderungen entschlossen zu kämpfen. Nur dann sind sie überhaupt zu ernsthaften Zugeständnissen bereit.

Im Anschluss an die 17-Stunden-lange Versammlung entschied ein Teil der Nachtschicht, dass sie die Arbeit nicht wieder aufnehmen wollten. 140 Kollegen traten in den Streik, der die ganze Schicht dauerte. Die Arbeiter der darauffolgenden Frühschicht streikten eine Stunde lang, wobei die Werksleitung massiven Druck auf sie ausübte. Dann nahmen sie die Arbeit wieder auf.

Die Arbeiter, die jetzt entschlossen unangekündigt gestreikt haben, sind eine Minderheit. Doch sie sind es, die Recht haben und die ihren Kollegen den einzigen Weg zeigen, um von General Motors endlich wahrgenommen zu werden.
24 Stunden lang hat GM spüren müssen, dass die Arbeiter bei Opel nicht alles sang- und klanglos hinnehmen werden. Und mit seiner arroganten Art könnte GM durchaus dazu beitragen, dass dies nicht die letzte Reaktion der Arbeiter war.

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