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Nr. 136, Oktober 2020 - Ihre Gesellschaft

Schlachthöfe: Ausbeutung und Gesundheitsrisiko jetzt an 7 Tagen die Woche!

Auch wenn man kaum noch davon hört, es gibt weiterhin regelmäßig Massenausbrüche von Corona in Schlachthöfen, und zwar noch immer aus denselben Gründen wie vor einigen Monaten: unmögliche Arbeitsbedingungen, Billig-Lüftungsanlagen, die die Viren durch die ganze Werkshalle verteilen und enge Gemeinschaftsunterkünfte.

Wegen der skrupellosen, profitgierigen Haltung der Fleischbarone sind bereits mehrere tausend Arbeitende der Fleischindustrie an Covid-19 erkrankt, einige sehr schwer. Ein Teil von ihnen wird Langzeitfolgen zurückbehalten – für die niemand die Behandlungskosten übernehmen wird, vor allem wenn die Arbeitenden nach Ende ihrer Verträge wieder nach Rumänien oder Bulgarien zurückkehren.
Immer wieder mussten Schlachthöfe aufgrund der Massenausbrüche für mehrere Wochen schließen. Mit dem Erfolg, dass nun auch Großbauern Probleme bekommen: Ein Teil ihrer Schweine konnte nicht wie geplant geschlachtet werden. Aber deren Platz im Stall ist bereits mit den nächsten Ferkeln belegt. Auf Drängen von Fleischkonzernen und Großbauern haben die Landesregierungen von Niedersachsen und NRW deshalb nun erlaubt, dass in den Schlachthöfen jetzt an sieben Tagen die Woche gearbeitet werden darf. Um die Probleme zu beheben, die die Profitgier der Fleischbarone geschaffen haben, sollen die Arbeitenden nun also nicht nur an 5, sondern an 7 Tagen die Woche bei einer körperlich und emotional schweren Arbeit ihre Gesundheit riskieren – und sich zu Niedriglöhnen ausbeuten lassen!

Mehr noch: In Niedersachsen hat die Landesregierung aus denselben Gründen jetzt sogar erlaubt, dass der Schlachthof in Sögel trotz eines Massenausbruchs mit über 110 Infizierten weiterlaufen darf. 200 Arbeiter, die eigentlich in Quarantäne müssten, sollen stattdessen in eine sogenannte „Arbeitsqua-rantäne“! Das heißt, sie müssen arbeiten gehen, aber nach der Arbeit müssen sie sofort nach Hause und dürfen die Wohnung nicht mehr verlassen... bis sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen. Sie dürfen NICHTS außer Arbeiten – und das obendrein an dem Ort, an dem das größte Risiko besteht, dass sie sich und andere anstecken!

Was hier in den Schlachthöfen passiert, treibt das auf die Spitze, was die Bosse grundsätzlich denken und uns in der derzeitigen Corona-Politik überall versuchen einzuhämmern. Dass wir Arbeitenden für sie Maschinen sind, die kein Privatleben brauchen und die nur einem Zweck dienen: ihre Betriebe, ihre Profitmaschinen am Laufen zu halten.
Die Schlachthöfe sind kein „Ausrutscher“ dieser Gesellschaft, im Gegenteil. Hier, wo Viele aus armen Ländern arbeiten und sich daher noch schlechter wehren können, es keine Gewerkschaften gibt und damit nichts, was die Bosse irgendwie einschränkt, zeigt sich der Kapitalismus in seiner Reinform.

Das Rote Tuch
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