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Nr. 36, November 2011 - Ihre Gesellschaft

Ihr Mindestlohn – ein Armutslohn!

War es die Absicht der CDU, mit dem Mindestlohn als Partei dazustehen, die an die Interessen der Arbeitenden denkt? Wenn ja, ist dieser Versuch jetzt schon gescheitert. Der „Mindestlohn“ der CDU beweist nur wieder einmal, dass die Arbeiter nicht das Mindeste von ihr zu erwarten haben.

Ein Teil der CDU will einen einheitlichen Mindestlohn von… höchstens (!) 7,79 Euro in der Stunde. Das sind bei einer 40-Stunden-Woche nur knapp über 900 Euro Netto. Schon heute können hunderttausende Putzfrauen, Pflegekräfte oder Sicherheitsleute ein Lied davon singen, wie man mit „Mindestlöhnen“ von solcher Höhe leben kann: nämlich gar nicht! Es bedeutet ein Leben auf HartzIV-Niveau, bei denm man trotz 40 Stunden Arbeit nicht einmal das Nötigste für seine Familie bezahlen kann.

Das ist kein Mindestlohn, sondern ein Armutslohn. Doch selbst das ist Angela Merkel und dem anderen Teil der CDU noch zu viel. Sie will für jede Branche und für jedes Bundesland einen unterschiedlichen Mindestlohn, damit man auch ja weiter den Frisörinnen in Sachsen 4,50 Euro oder Paketdiensten in NRW 6 Euro zahlen kann.

Und während sich die CDU ernsthaft darüber streitet, dass selbst der mickrige Lohn von 7,79 Euro noch zu hoch und „unmöglich“ sei, steigen die Preise. Der Strom wird teurer, das Essen wird teurer, der Sprit wird teurer…

Wie man es dreht und wendet, es läuft immer auf das Gleiche hinaus: Wir sollen es als normal hinnehmen, dass immer mehr von uns Löhne bekommen, die zwangsläufig Armut bedeuten. Alles andere wäre „unmöglich“, „unbezahlbar“.

Unmöglich? Von wegen. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, in dem die Zahl der Millionäre und Milliardäre und deren Profite immer weiter steigen. Und mit diesen Milliarden wissen sie nichts besseres anzufangen, als an der Börse zu spekulieren.

Wir Arbeitenden hingegen sind es, die alles Nützliche in dieser Gesellschaft machen: Wir bauen die Häuser und Autos, wir putzen die Krankenhäuser und fahren die Lebensmittel, wir pflegen die Parks und entsorgen den Müll.
Warum sollten wir, die nützlichen Glieder dieser Gesellschaft, uns mit einem Leben in Armut zufrieden geben, während diese Parasiten von großen Aktionären mit dem Reichtum um sich werfen, den wir geschaffen haben?
Wir arbeiten hart, 6, 8, teilweise 10 Stunden am Tag. Wir geben den Großteil unserer Lebenszeit für diese Arbeit hin. Wir haben ein selbstverständliches Anrecht darauf, dass wir davon dann auch leben können.

Und leben bedeutet nicht überleben. Leben bedeutet, dass man sorgenfrei seine festen Kosten bezahlen kann, nicht bei den Lebensmitteln sparen muss, dass man mit seinen Kindern regelmäßig in den Urlaub fahren kann und in der Freizeit weggehen und Hobbys bezahlen kann, ohne dass einen die nächste Rechnung der Autowerkstatt oder die Stromnachzahlung aus der Bahn wirft.

Damit unsere Löhne außerdem nicht von alleine wieder zusammenschmelzen, müssen sie an die Preise gekoppelt werden und automatisch steigen, wenn die Preise steigen.

Und wenn die Unternehmen und die Regierung nicht in der Lage sind, den Arbeitenden selbst in einem der reichsten Länder der Welt solche grundlegenden Lebensbedingungen zu ermöglichen, dann sollten sie vielleicht besser abdanken… und zu ihren Mindestlöhnen arbeiten gehen.

Das Rote Tuch
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