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Nr. 85, April 2016 - Ihre Gesellschaft

Charité-Streik : Der Vorstand hat (sich) versprochen?

Im Juli 2015 haben hunderte Pflegekräfte an der Berliner Uni-Klinik Charité für mehr Personal gestreikt. Sie hatten gefordert, dass verbindlich festgelegt, wie viele Pflegekräfte auf jeder Station mindestens arbeiten müssen, zum Beispiel 1 Krankenpfleger für 5 Patienten auf einer Normalstation.

Nach 10 Tagen Streik hatte der Vorstand der Charité sich letztlich bereit erklärt, eine solche Mindestbesetzung einzuführen. Nur – unter dem Vorwand, dass so viele Punkte dabei zu klären seien – hat der Vorstand nichts Konkretes zugesagt, sondern nur versprochen: Wenn ihr wieder an die Arbeit geht, dann erstellen wir mit der Gewerkschaft einen Tarifvertrag für eine Mindestbesetzung.

8 Monate später ist noch immer nichts geklärt. Denn als kein Streik den Vorstand mehr unter Druck setzte, hat dieser zunächst monatelang zäh über jede Station einzeln verhandelt.

Und dann, vor wenigen Wochen, erklärte er ganz plötzlich: Er zähle bei der Mindestbesetzung nicht nur die Krankenpfleger, sondern alle, die irgendwie auf der Station arbeiten. Also zum Beispiel auch Servicekräfte, obwohl die ganz andere Arbeiten machen, wie Betten beziehen, Essen austeilen oder Wäsche einräumen. Das aber hieße nichts anderes, als genau den Zustand von katastrophaler Unterbesetzung an Pflegekräften als Normalzustand festzuschreiben, der heute schon herrscht!

Die Arbeitenden werden nicht vergessen, wie viel das Wort des Charité-Vorstandes wert ist.

Dieser hofft vielleicht, mit seiner Haltung die Beschäftigten zu entmutigen, bei sich und auch an anderen Krankenhäusern.

An der Charité aber sagen viele Kollegen: „Wir haben schon mal gestreikt, wir können das auch wieder.“

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