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Nr. 94, Februar 2017 - Ihre Gesellschaft

Kein Arbeiter darf die Zeche bezahlen – weder bei Opel noch bei PSA!

Seit General Motors angekündigt hat, Opel und Vauxhall vielleicht an den französischen Autokonzern Peugeot-Citroen (PSA) zu verkaufen, sorgen sich alle Arbeiter um die Zukunft. Viele stellen sich die Frage: Wie viele Entlassungen und vielleicht sogar Werksschließungen planen die Chefetagen der beiden Konzerne im Zuge einer solchen Fusion?

CDU-Kanzlerin Merkel, SPD-Wirtschaftsministerin Zypries und andere Politiker versuchen sich bei diesen Verhandlungen zwischen dem französischen und amerikanischen Konzern als Beschützer der „deutschen Arbeitsplätze und Standorte“ aufzuspielen. Ach ja? Wo war ihre Sorge um die deutschen Arbeitsplätze, als der deutsche VW-Konzern die Vernichtung von 30.000 Stellen angekündigt hat?

In Wahrheit aber hat keiner der Politiker Einfluss: Welche Betriebe geschlossen werden, wo Arbeiter entlassen werden sollen, entscheiden in diesem System ausschließlich die Chefetagen der Konzerne.

Und die entscheiden das auch nicht nach „patriotischen Gefühlen“. Nur weil Peugeot-Citroen ein französischer Konzern ist, sind die französischen Arbeiter dort nicht weniger von Entlassungen und Werksschließungen bedroht, als die deutschen. Peugeot-Citroen hatte auch keine Skrupel, im Jahr 2014 das Werk Citroen-Aulnay bei Paris zu schließen, in den letzten Jahren 17.000 Arbeitsplätze in Frankreich zu vernichten und die Löhne einzufrieren – angeblich, weil es PSA so schlecht gehe.
Seitdem war angeblich nie Geld da für Lohnerhöhungen oder Einstellungen. Doch heute kann derselbe PSA-Konzern plötzlich Milliarden auf den Tisch legen, um einen anderen Konzern aufzukaufen.

So zu tun, als stünden bei dieser Fusion die Interessen der deutschen und französischen Arbeiter gegeneinander, heißt bewusst von der eigentlichen Frage abzulenken und die Arbeiter zu schwächen.

Der Markt für Autos in Europa ist gesättigt: Die Autokonzerne können die Anzahl der verkauften Autos nicht mehr viel steigern. Sie können ihre Profite daher nur noch erhöhen, indem sie mit allen Methoden dafür sorgen, die gleiche Anzahl von Autos mit immer weniger Arbeitern in immer weniger Fabriken herzustellen. Opel hat auf den Knochen der Arbeiter dafür gesorgt, dass die zwei Werke Rüsselsheim und Eisenach so viele Autos produzieren können wie vorher in drei Werken, sodass sie Opel Bochum schließen konnten.
Sie organisieren dafür die Arbeit anders, sparen jeden „überflüssigen“ Handgriff am Fließband ein, erhöhen das Arbeitstempo, verpflichten die Arbeiter zu zusätzlichen Samstagsschichten und stellen gerade am Band viele Leiharbeiter ein, die sie noch stärker unter Druck setzen, schneller und mehr zu arbeiten.

Diese Ausbeutung überall noch weiter zu verschärfen und so noch mehr Werke zu schließen, ist ein wichtiges Ziel ihrer Fusionen. Sich dem entgegenzustellen, können die Arbeiter nur, wenn sie zusammenhalten. Und dabei haben die Arbeiter in Deutschland und Frankreich sowie an allen übrigen Standorten von PSA, Opel und Vauxhall die gleichen gemeinsamen Interessen: Alle Werke, Arbeitsplätze und Löhne müssen erhalten bleiben – an allen Standorten!

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