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Nr. 59, Dezember 2013 - Aus dem Ruhrgebiet

Schweizer Käse im Ruhrgebiet: Und wer zahlt?

Das Bahn-Chaos wegen den ungesicherten Bergbaustollen in Essen hat uns mal wieder daran erinnert, wie sehr die Zechenbarone den Untergrund im Ruhrgebiet über viele Jahrzehnte auf der Suche nach schwarzem Gold durchlöchert haben. Jetzt, wo die Arbeiten langsam zum Abschluss kommen und tonnenweise Beton in die Stollen unter den Gleisen geflossen sind, stellt sich die Frage: Wer zahlt?

Eigentlich müssten die Zechenbarone zahlen, beziehungsweise die Unternehmen, in denen sie aufgegangen sind: also RAG, RWE und Co. Zum Beispiel gehört ein Teil der betroffenen Stollen zu einer Zeche, die dem RWE-Konzern untersteht, der noch heute einer der weltweit größten Kohleförderer ist.
Doch wie immer finden sie Ausflüchte: Weil ein Teil der Stollen schon im 18. Jahrhundert entstanden ist, wären die Konzerne, die die Zechen und Gelände später übernommen haben, dafür nicht verantwortlich, sondern – oh Wunder –
das Land, also die Allgemeinheit.

Ja, wenn aus unserem Vorgarten ein Ast von einem Baum auf ein Auto fällt, dann sind wir dafür verantwortlich, egal ob wir oder die Vorbesitzer den Baum gepflanzt haben. Wenn ein Fußgänger vor unserer Haustür ausrutscht, sind wir verantwortlich, obwohl nicht wir es haben schneien lassen. Da kommt kein Land und übernimmt für uns die Verantwortung.

Die großen Konzerne haben sich viele Jahrzehnte lang „verantwortlich“ gefühlt, die Gewinne mit der Kohle zu machen und später Subventionen für den Kohleabbau zu kassieren. Sie fühlen sich heute dafür verantwortlich, die Grundstücke profitabel zu nutzen. Doch für die Schäden soll die Allgemeinheit verantwortlich sein? Nein, danke. Die Konzerne, die jahrelang im wahrsten Sinne die Kohle rausgeholt haben, müssen auch die Kosten tragen, die Löcher wieder zu stopfen!

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