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Nr. 50, Februar 2013 - Ihre Gesellschaft

Vor 80 Jahren: Hitler wird die Macht übergeben

Am 30. Januar 1933 kam Hitler an die Macht. Damit begann die fürchterlichste und grausamste Diktatur, die es in Deutschland bislang gegeben hat.
Hitler ist dabei nicht etwa durch Wahlen an die Macht gekommen. Im Gegenteil, bei der letzten Wahl – im November 1932 – hatte seine Partei, die NSDAP, sogar 2 Millionen Stimmen verloren. Nein, Hitler wurde vom damaligen Präsidenten Hindenburg auf Drängen der großen deutschen Kapitalisten zum Reichskanzler ernannt!

Die Großindustriellen hatten schon einige Jahre vorher begonnen, Hitler und die NSDAP zu finanzieren – unter ihnen Fritz Thyssen, Carl Friedrich von Siemens sowie die Vorsitzenden von AEG und den IG Farben. Hitler war ihre Antwort auf die schwere Wirtschaftskrise, die 1929 begann.
Die Kapitalisten versuchten, diese Wirtschaftskrise auf die Arbeiter abzuwälzen. Sie entließen Millionen Arbeiter und versuchten, allen anderen nur noch Hungerlöhne zu zahlen. Und die Regierungen bemühten sich zunächst, über Sondergesetze brutale Maßnahmen gegen die Arbeiter durchzusetzen.

Doch dies gelang ihnen nicht ohne Widerstand der Arbeiter und Arbeitslosen, die sich immer wieder mit Streiks, Demonstrationen und Hungermärschen zur Wehr setzten. Millionen Arbeiter waren in der Gewerkschaft organisiert, eine Million in der SPD und über hunderttausend – die kämpferischsten unter ihnen – in den Organisationen der kommunistischen Partei KPD.
In dieser Situation sahen die meisten Industriellen in Hitler die einzige Möglichkeit, ihre Macht und ihren Reichtum zu retten. Hitler versprach die Zerschlagung der Arbeiterorganisationen und einen Krieg, der die deutschen Unternehmer aus der Krise führen könnte. Am 19. November 1932 forderten die Vertreter der Großindustrie Präsident Hindenburg schriftlich dazu auf, Hitler zum Reichskanzler zu machen.
Vielen Arbeitern war sehr wohl bewusst, dass der Faschismus ihr schlimmster Feind war und dass es lebenswichtig war, sich zusammenzutun, um die Errichtung einer faschistischen Diktatur zu verhindern. Viele setzten auch immer wieder ihr Leben aufs Spiel, um die faschistischen Banden aus den Arbeitervierteln zu vertreiben, wo diese versuchten, Angst zu verbreiten und die Menschen zu terrorisieren. In manchen Arbeitervierteln, wie in Essen im Segeroth oder Katernberg-Beisen, taten sich die Arbeiter immer wieder so entschlossen und mutig gegen die Nazis zusammen, dass diese sich auch nach der Machtübernahme 1933 nicht in diese Arbeiterviertel hineintrauten.
Doch keine der beiden großen Arbeiterparteien, weder SPD noch KPD, hatte eine Politik, die den Arbeitern geholfen hätte, sich in den Betrieben und Stadtteilen zu organisieren und gemeinsam gegen die Faschisten zu kämpfen. Im Gegenteil, beide verharmlosten Hitler und rieten den Arbeitern, passiv zu bleiben. Die SPD erklärte ihnen, das beste und einzige Mittel wäre, Hitler bei den Wahlen zu besiegen: Um Hitler zu verhindern, sollten alle gemeinsam den Gegenkandidaten, „das kleinere Übel“ wählen. Das ging 1932 soweit, dass die SPD aufrief, zur Verhinderung von Hitler das „kleinere Übel“ Hindenburg zu wählen – denselben Hindenburg, der Hitler kurz darauf zum Kanzler machte. Und selbst nach Hitlers Machtübernahme verkündeten sie in ihrer Presse den vielen SPD-Mitgliedern, die sich entsetzt fragten, was man nun schnell gegen Hitler tun müsse: „Und jetzt, abwarten!“

Dabei waren die antifaschistischen Arbeiter lange Zeit zahlreicher, entschlossener und hatten eine lange Tradition von Organisation und Kämpfen. Sie hätten die Nazis sehr wohl besiegen können. Doch die großen Arbeiterparteien haben sie mit ihrer Politik entwaffnet und in Sackgassen gelenkt. Und so blieb der Widerstand vieler mutiger Arbeiterinnen und Arbeiter versprengt und wirkungslos, und es gelang den Faschisten, die deutsche Arbeiterbewegung zu zermalmen. Ab 1933 verschleppten und ermordeten sie Hunderttausende von ihnen in Folterkellern, KZs und Vernichtungslagern. Damit machten die Nazis den deutschen Kapitalisten den Weg frei für Krieg, Massenvernichtung, Terror und grenzenlose Ausbeutung – weit über Deutschland hinaus.

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