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Nr. 157, September 2022 - Internationales

Großbritannien erlebt die größte Streikwelle seit 40 Jahren

Seit dem Sommer rollt eine Streikwelle für höhere Löhne durch Großbritannien, wie es sie seit 40 Jahren nicht mehr gab. 12% beträgt die Inflation bereits. Energie- und Lebensmittelpreise explodieren. Hinzu kommen die negativen Folgen des Brexits. Nun haben die Arbeitenden den Kampf gegen die massive Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen aufgenommen.
Die Hürden, um in Großbritannien legal streiken zu können, sind riesig. Doch die Arbeitenden haben sie alle überwunden. Bei den Eisenbahner*innen und Hafenarbeiter*innen wird damit seit 1989 das erste Mal gestreikt, bei der Post zum ersten Mal seit 2009. Im Raffinerie- und Baugewerbe und bei Amazon kam es zu spontanen wilden Streiks. Zehntausende haben so bereits an etlichen Tagen gestreikt; Lehrer*innen und Krankenhausbeschäftigte bereiten sich auf Streiks vor.

Die Gewerkschaftsführungen tun nichts, um die vielen einzelnen Kämpfe zu vereinen und die Bewegung so stärker zu machen. Nicht einmal gemeinsame Streiktage der verschiedenen streikenden Betriebe organisieren sie. Stattdessen haben sie nach dem Tod der Queen sogar alle geplanten Streiks erst einmal abgesagt.
Unternehmer und Regierung hatten gehofft, die Gewerkschaftsführungen hätten damit die Streikwelle dauerhaft gebrochen. Doch da haben sie sich verrechnet. Wütend über diese Entscheidung, sind die Hafenarbeiter*innen von Liverpool bereits am Tag der Beerdigung der Queen in einen zweiwöchigen Streik getreten. Und auch bei anderen Häfen, der Bahn und der Post haben die Arbeitenden bereits die nächsten Streiks angekündigt.

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