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Nr. 127, Februar 2020 - Ihre Gesellschaft

Wir pendeln nicht aus Vergnügen!

Die Anzahl der Arbeitenden, die jeden Tag zur Arbeit pendeln müssen, ist in den letzten 25 Jahren um fast 50 Prozent gestiegen! Viele verbringen inzwischen – unbezahlt – zig Stunden in der Woche im Auto oder in der Bahn, nur um überhaupt zur Arbeit zu kommen.
Die Zahl der Pendler ist deshalb so drastisch gestiegen, weil es immer schwerer ist, einen Job zu finden – und die Arbeitsagentur einen zwingt, jeden Job anzunehmen, selbst wenn man zu acht Stunden Maloche noch drei Stunden ermüdender Pendelei auf sich nehmen muss. Weil außerdem viele Jobs befristet, Leiharbeit oder schlichtweg unsicher sind, sodass es sich nicht lohnt, in die Nähe des Arbeitsplatzes zu ziehen. Ganz abgesehen davon, dass Lebensgefährten immer seltener in derselben Stadt Arbeit finden, und dass die Mieten in den Städten mit den meisten Arbeitsplätzen unbezahlbar geworden sind.

Um allem die Krone aufzusetzen, müssen wir Arbeiter die entsprechend hohen Fahrtkosten auch noch selber bezahlen. Und die werden mit der neuen CO2-Steuer noch mal teurer.

Genau umgekehrt wäre es richtig: Unsere Bosse müssten unsere Fahrzeit und unsere Fahrtkosten bezahlen, denn eigentlich gehört die Fahrtzeit zur Arbeitszeit. Schließlich fahren wir diese Wege nicht aus Vergnügen – sondern um arbeiten und damit den Bossen ihre Profite erwirtschaften zu können. Dann würden die Kapitalisten und die Regierung bestimmt auch Wege finden, wie wir weniger pendeln müssten!

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