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Nr. 140, März 2021 - Internationales

Die Familie Windsor: Der Fluch der Mumie

Nach dem Interview von Prinz Harry und seiner Frau Meghan ist deren Familiendrama zu einer internationalen Staatsaffäre geworden. Der britische Premierminister Johnson beeilte sich, der Königin und der Monarchie seinen tiefsten Respekt zu versichern. Internationale Medien, „Spezialisten“ und selbst der Sprecher des Weißen Hauses debattierten darüber, ob die Windsors wohl rassistisch sind.
So erstaunlich ist das nun nicht. Die Königsfamilie ist geprägt von Verachtung und Gleichgültigkeit gegenüber den Arbeitenden und Armen, was oft mit Rassismus einhergeht. Und sitzen die Windsors nicht seit 1714 auf dem Thron? Unter ihrer Herrschaft blühte der Sklavenhandel, dann die brutalste Ausbeutung der entstehenden Arbeiterklasse und die des riesigen Kolonialreichs mit seinen unzähligen Massakern an ihren „Untergebenen“ und Militäreinsätzen bis in die heutige Zeit.

Doch das Rückschrittlichste an dieser Geschichte ist nicht die mumifizierte Königsfamilie, die eigentlich in ein Museum gehört. Es ist die Tatsache, dass die britische Bourgeoisie diese Königsfamilie mehr als drei Jahrhunderte nach ihrer Revolution noch immer als Symbol ihres Landes und zur Schaffung eines Nationalgefühls nutzt. Und dass die Herrschenden all dieser angeblich modernen Großmächte dabei voller Respekt mitmachen. Wenn Lächerlichkeit die Verteidiger einer überkommenen Gesellschaftsordnung zu Staub zerfallen lassen würde, bräuchte man keine Revolutionen.

(Der Artikel ist eine gekürzte Fassung eines Artikels unserer französischen Genoss*innen von Lutte Ouvrière in ihrer gleichnamigen Zeitung vom 10.März.2021.)

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