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Nr. 86, Mai 2016 - Ihre Gesellschaft

Milchbauern: Opfer der Lebensmittelkonzerne und der Banken !

Seit einiger Zeit liefern sich die großen Lebensmittelkonzerne einen Preiskampf, deren Opfer unter anderem die kleineren Milchbauern geworden sind.

Die Lebensmittelketten nutzen das derzeit große Angebot an Milch, um ihre Preise für Milchprodukte zu senken und so ihre Konkurrenten auszustechen. Sie selber machen dabei keine Verluste, da sie einfach ihren Zulieferern, den Molkereien, entsprechend weniger für die Milchprodukte bezahlen.
Und die Molkereien unterwerfen sich diesem Preisdiktat, denn die Lebensmittelkonzerne sind zu mächtig: Die fünf großen Lebensmittelkonzerne (Edeka, Aldi, Lidl, Rewe und Kaufland) beherrschen 85% des Marktes.

Die großen Molkerei-Unternehmen wie Müller oder Zott ihrerseits geben die Preissenkungen an die Bauern weiter, denen sie immer weniger für die Milch bezahlen.
Nicht alle Bauern sind auf gleiche Weise davon betroffen. Es gibt Großbetriebe: Aktiengesellschaften oder GmbHs mit mehreren Standorten und tausenden Kühen, modernsten Anlagen und zahlreichen Arbeitern, die sie zu Billiglöhnen ausbeuten. Diese Großbetriebe, die sehr günstig produzieren, verkaufen auch heute noch mit Gewinn, allerdings mit weniger.
Doch für die mittleren und vor allem kleinen Bauern sieht die Lage anders aus. Sie sind gezwungen, ihre Milch für 24, 22, ja zum Teil für 19 Cent den Liter zu verkaufen – 10 bis 20 Cent weniger, als sie nach eigenen Angaben bräuchten,
um kostendeckend zu produzieren.

Diesen Preissturz würden die kleinen Bauern vielleicht eine Zeit lang überstehen, wenn sie nicht außerdem bedeutende Teile ihres Einkommens als Zinsen an die Banken abdrücken müssten.
Als nämlich die weltweite Nachfrage nach Milch in den letzten Jahren stark anstieg, hatten die Banken den Bauern großzügig Kredite angeboten, um ihre Bestände zu vergrößern und ihre Höfe zu modernisieren. Heute aber verdienen die kleinen Milchbauern kaum noch etwas. Und die Banken verlangen unerbittlich ihre Raten.

Die Preis-Diktatur der Lebensmittelkonzerne und die Erpressung der Banken haben die kleinen Milchbauern an den Rand des Bankrotts gebracht.

An alledem kann man die Heuchelei derer messen, die den „Verbrauchern“ die Schuld für die Lage der Milchbauern in die Schuhe zu schieben versuchen.
Die Arbeiterfamilien verurteilen, weil sie bei Aldi Milch kaufen, statt bei Edeka den doppelten Preis zu bezahlen.
Als ob die Arbeiter nicht schon genug für Lebensmittel ausgeben müssten! Und als ob die Bauern für die bei Edeka verkaufte Milch mehr bekommen würden als für die Aldi-Milch!

Schuld an der Krise der kleinen Milchbauern ist die Diktatur der Großkonzerne und Banken, die der ganzen Gesellschaft ihre Bedingungen aufzwingen können. Und die in ihrer Krise die Arbeiter ebenso auspressen und zermalmen wie die Bauern, Selbstständige und Kleinst-Unternehmer. Für sie alle, für alle arbeitenden Klassen, gibt es im kapitalistischen System keine Zukunft.
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