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Nr. 11, Juni 2009 - Leitartikel

Die eigenen Aktionäre und Manager plünderten Karstadt aus!

Während 70.000 Beschäftigte des insolventen Konzerns Arcandor (Karstadt) nicht wissen, was mit ihrer Zukunft ist, sitzen seine Aktionäre und Manager in einem goldenen Rettungsboot.
Seit Jahren haben die nämlich wertvolle Teile aus dem Konzern geklaut und damit Löcher in das „Boot“ Arcandor gerissen, das nun mitsamt der Mannschaft untergeht.

Man nehme nur die Oppenheim-Bank, die ein Viertel von Arcandor besitzt. Die hat 2003 fünf Karstadt-Häuser sehr billig gekauft und sie danach für horrende Mieten an Karstadt zurück vermietet. Bis zu 23% vom Umsatz des Kaufhauses musste Arcandor als Miete zahlen!
Dabei ist schon eine Miete von 10% des Umsatzes die „Todesgrenze“ für ein Warenhaus. Alles darüber hinaus bedeutet zwangsläufig, ein Kaufhaus tief in die roten Zahlen zu treiben. Die Oppenheim-Bank hat also wissentlich ihr eigenes Unternehmen mit ruiniert!

Die im Dunkeln sieht man nicht

Und warum hat Karstadt das mitgemacht? Vielleicht, weil alle seine Spitzenmanager (Urban, Middelhoff, Eick...) seit Jahren eng mit der Oppenheim-Bank verbunden sind? Gegen den Ex-Vorstandsvorsitzenden Middelhoff wurde deswegen jetzt ein Verfahren wegen Untreue eröffnet. Er und seine Frau haben nämlich jeder einen Anteil im Wert von 7,5 Millionen Euro an diesem Immobilienfonds der Oppenheim-Bank, der die Karstadt-Häuser besitzt. Er profitierte damit direkt von den horrenden Mieten.
Unter Middelhoff wurden tausende Arbeitende entlassen, mussten alle Beschäftigten massive Sparmaßnahmen erleben, weil es Karstadt „so schlecht“ gehe. So schlecht, dass er und seine Kumpanen jedes Jahr noch Millionen in ihren Taschen verschwinden lassen konnten... bis zum Tag der Insolvenz!

Und das ist nur, was bekannt wurde. Wie viel dahinter liegt im Dunkeln, was niemand mitbekommt? Schließlich finden all diese Entscheidungen der Aktionäre, geschützt durch Bank- und Geschäftsgeheimnis, hinter verschlossenen Türen statt. Dabei entscheiden sie dort über Leben und Zukunft der Arbeiter, wie die Beschäftigten von Arcandor heute schmerzlich erfahren müssen.

Eine Kontrolle durch Beschäftigte und Bevölkerung

Es wäre dringend nötig, dass die Arbeitenden, die alle Reichtümer schaffen, auch kontrollieren, wie dieser Reichtum eingesetzt wird. Das Bank- und Geschäftsgeheimnis muss abgeschafft werden. Dann könnten die Beschäftigten von Arcandor und die Bevölkerung zum Beispiel schon seit Jahren wissen, was mit dem Geld bei Karstadt geschieht: wo es herkommt und über welche Wege es auf welche Konten fließt.
Wenn sie außerdem die Konten, den Immobilienbesitz, das Vermögen der großen Aktionäre und Manager kontrollieren könnten, dann hätten sie erfahren, wer welche Beziehungen zueinander hat, wer wo Vorteile und Aktien besitzt und wie viel des Reichtums der Arbeiter letztlich in den Taschen der parasitären Spekulanten landet.

Dann würden die Beschäftigten – nicht nur bei Arcandor – auch sehen, dass genug Geld da ist, um alle Arbeitsplätze bei ordentlichen Löhnen zu erhalten, sogar trotz Insolvenz.

Die Arbeitenden und die Bevölkerung müssten sich auch das Recht erobern, hinter die verschlossenen Türen der Vorstände und Aufsichtsräte zu schauen: Nur so können sie die Pläne und Vorhaben der Unternehmer rechtzeitig im Vorfeld erfahren. Nur so hätten die Beschäftigten eine Chance, gegen schädliche und gefährliche Pläne wie den Verkauf und die Irrsinns-Mieten bei Arcandor mobil zu machen und sie rechtzeitig zu verhindern.
 
So schwer dieser Weg auch zu sein scheint – er ist in keinem Fall so schwer, wie reihenweise in Arbeitslosigkeit und Armut gestürzt zu werden. Er ist für die Arbeitenden auf Dauer die einzige Möglichkeit, der sozialen Katastrophe zu entgehen.

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