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Nr. 27, Januar 2011 - Ihre Gesellschaft

Hinter dem Winterchaos, die Folgen jahrelanger Sparmaßnahmen

Es war kalt… und schon kamen wochenlang viele Bahnen nicht oder mit großer Verspätung. Denn ständig gingen Züge kaputt, waren Weichen eingefroren oder die Gleise durch umgefallene Bäume, Schnee oder liegen gebliebene Züge blockiert. In ihnen saßen Fahrgäste teilweise stundenlang, bei frostigen Temperaturen und defekten Toiletten fest.

Alle geben zu, dass dies nicht allein die Folgen der Kälte sind, sondern viel mehr der jahrelangen massiven Sparmaßnahmen: An die 200.000 Arbeitsplätze wurden in den letzten 16 Jahren bei der Deutschen Bahn vernichtet.
Und so fehlen nun Zeit und Leute für die technischen Kontrollen und Reparaturen der Züge, der Gleise, der Weichenheizungen... Es fehlen die Leute, um notfalls schnell einen Ersatz-Lokführer einzusetzen, um zügig Hindernisse von Schienen zu räumen oder Fahrgäste zu evakuieren. Außerdem wurden die meisten Reserve-Züge eingespart.

Das nächste Chaos kommt

Heute heuchelt nun die Regierung ihre Empörung über diese Zustände. Doch die Deutsche Bahn gehört zu 100% dem Staat. Die Regierungen selber haben also diese Einsparungen beschlossen, die das Chaos entscheidend verursacht haben – nicht nur bei der Deutschen Bahn.
Während des Schnees konnte man auch bei den Straßendiensten und dem Öffentlichen Nahverkehr die jahrelangen Einsparungen nicht mehr auffangen. Es waren viel zu wenig Leute und Mittel da, um auch nur einen Großteil der Bus- und Bahnhaltestellen, Gehwege und Straßen frei zu räumen.

Trotz der jetzigen großen Reden der Politik sollen auch in Zukunft nirgendwo Leute eingestellt werden. Damit aber ist das nächste Chaos vorprogrammiert.
Denn nicht nur bei Bahn und Nahverkehr, auch bei Krankenhäusern, Altenheimen, Kitas, im gesamten Öffentlichen Dienst haben alle Regierungen in den vergangenen Jahren so viel Arbeitsplätze und Mittel eingespart, dass der Betrieb nur noch dann halbwegs läuft, solange nichts Außergewöhnliches passiert. Es reichen eine kleinere Störung, besonders kalte Tage oder eine Großveranstaltung wie die Loveparade, und sie sind völlig überfordert.

Die Politiker wissen, dass jede Sparmaßnahme im Öffentlichen Dienst diese Situation verschärft. Doch sie haben sich seit Jahren dafür entschieden, jeden Cent, den sie können, hier einzusparen und das Geld den großen Unternehmen und Banken zu schenken.
Und seit der Finanzkrise 2008 machen sie dies in noch viel größerem Ausmaß: Rekord-Schulden hat die Regierung gemacht, um Banken und Industrie durch die Krise zu bringen und ihnen heute wieder Rekordgewinne zu bescheren. Um diese Schulden zu bezahlen, soll nun der Öffentliche Dienst noch weiter kaputt gespart werden. Schon steht das Land NRW unter Beschuss, weil es angesichts der Rekordschulden „zu wenig“ spare! Wenn das so weiter geht, wie sehen dann die Zustände in 10 Jahren aus?

Für die arbeitende Bevölkerung ist damit die Krise nicht vorbei. Nein, sie wird schlimmer – und zwar bis zu dem Tag, an dem den Arbeitenden massenhaft der Kragen platzt und sie erzwingen, dass Banken und Konzerne einen Teil des gigantischen Vermögens herausrücken, das sie seit Jahren aus die Arbeitenden herausgepresst haben. Damit nämlich könnten problemlos die Schulden und die vielen so nötigen Arbeitsplätze und Anschaffungen in all den öffentlichen Einrichtungen bezahlt werden... die heute angeblich „unbezahlbar“ sind.

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