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Nr. 137, November 2020 - Ihre Gesellschaft

Schulen: Wachsende Proteste gegen volle Klassen und Busse

In den Schulen von NRW wächst der Widerstand angesichts der Weigerung der CDU-Landesregierung, irgendwelche ernsthaften Maßnahmen zu ergreifen, um das Ansteckungsrisiko in den Schulen zu verringern. Zusätzliche Betreuer, zusätzliche Räume, um Unterricht in kleineren Gruppen zu ermöglichen? Fehlanzeige. Im Gegenteil, die Landesregierung hat den Schulen sogar explizit verboten, die Klassen zu teilen. Mit dem Ergebnis, dass die Zahl Schüler und Lehrer, die sich in der Schule mit Corona angesteckt haben, im Oktober um... 600% gestiegen ist. In jeder fünften Schule sind ganze Klassen oder Jahrgänge in Quarantäne.

Für die Lehrerinnen und Lehrer bedeutet dies eine extreme Belastung: Sie unterrichten nicht nur ihre „normalen“ Klassen – wobei sich viele selber anstecken. Wer gesund ist, muss obendrein in seinen Freistunden für die fehlenden Kollegen einspringen. Und abends müssen sie dann die Schüler, die in Quarantäne sind, mit Lernstoff versorgen.
Viele Lehrerinnen und Lehrern haben es satt, verheizt zu werden – und sind empört darüber, wie fahrlässig die Landesregierung mit ihrer Gesundheit und der der Schüler spielt. An vielen Schulen gibt es Proteste bei der Schulleitung und teilweise der Regierung, auf die diese mit Drohungen „arbeitsrechtlicher Konsequenzen“ antworten. Das hat Lehrer und Schulleitung einer Gesamtschule in Solingen nicht davon abgehalten, sich über das Verbot der Landesregierung hinweg zu setzen und geteilte Klassen einzuführen.

Auch unter den Eltern und Schülern wächst der Unmut, die nicht immer bei Protestschreiben stehen bleiben. An einer Essener Grundschule zum Beispiel, wo sich die Hälfte der Lehrerinnen infiziert hatte, haben sich 150 Eltern geweigert, ihre Kinder weiter in die Schule zu schicken.

Und an einem Essener Berufskolleg sind die Azubis seit Montag, dem 16. November in den Streik getreten. Sie fordern mehr Busse und Bahnen und geteilte Klassen. Wie einer von ihnen sagte: „In der Freizeit sollen wir uns nur noch mit einem einzigen Freund treffen. Aber gleichzeitig sollen wir uns jeden Tag dicht an dicht in die Busse und Bahnen quetschen, und dann einen ganzen Tag ohne Abstand mit der ganzen Klasse zusammen hocken?“ Und da die Regierung absolut gar nichts tun will, um die Lage an den Schulen sicherer zu machen, nehmen sie die Dinge jetzt selber in die Hand.

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