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Nr. 78, September 2015 - Ihre Gesellschaft

Unser Feierabend gehört uns

Der „Bund Deutscher Arbeitgeber“ hat einen neuen Angriff auf die Arbeitszeit gestartet. Die vielen Ausnahmeregeln reichen ihm nicht mehr. Er will die Regelarbeitszeit von 8 Stunden und die Höchstarbeitszeit von 10 Stunden am Tag ganz abschaffen.

Viele Betriebe halten sich heute schon nicht an das Gesetz. In vielen, gerade kleineren Betrieben erfahren die Arbeiter spontan, dass sie an dem Tag oder auch mehrere Tage lang 12 Stunden arbeiten müssen. Diese illegalen Arbeitszeiten sollen jetzt legal werden, verlangen die Bosse. Damit sie die Arbeiter überall, auch in den Großbetrieben, 12 oder 14 Stunden an einem Tag ausbeuten können, wenn sie es gerade brauchen.

Die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf 10, später auf 8 Stunden am Tag war einer der größten Kämpfe der Arbeiterbewegung weltweit. Mit zahlreichen Streiks, harten Kämpfen und zeitweisen Niederlagen haben die Arbeiter am Ende diese Höchstgrenzen durchgesetzt, um die grenzenlose Ausbeutung durch die profithungrigen Kapitalisten zumindest etwas zu begrenzen.

Und um durchzusetzen, dass ein Teil des Tages dem Arbeiter selber gehört. Zeit, über die er selber bestimmen kann.

Zeit für Geselligkeit, Kultur, Sport und Politik. Zeit um zu lesen, zu lernen und sich in die Gesellschaft einzumischen.

Heute nutzen es die Herrschenden aus, dass die Arbeiter sich schwach und ohnmächtig fühlen, um Stück für Stück zu den guten alten Zeiten der schrankenlosen Ausbeutung zurückzukehren. Bis zu dem Tag, an dem auch die Arbeitenden zu ihren Traditionen der Kämpfe zurückkehren – dem einzigen Weg, wie sich das Kräfteverhältnis für die Arbeiter wieder ändern kann.

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