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Nr. 13, September 2009 - Ihre Gesellschaft

Schweinegrippe: Eine Krankheit mit noch unbekannten Folgen

Wie viele bislang an der Schweinegrippe erkrankt sind, ist nur noch zu schätzen. Tests werden nur noch bei Risiko-Patienten durchgeführt. Doch allein die USA geht bereits von 1 Million erkrankten US-Bürgern aus. Wie es weiter geht, weiß niemand.

Ein neuer Virus

Der Virus der üblichen Wintergrippe verändert sich von Jahr zu Jahr leicht. Weil er sich stets verändert, erkranken jedes Jahr Teile der Bevölkerung. Doch weil die Veränderung nur leicht ist, ist auch immer ein Teil der Bevölkerung immun.

Der Virus der Schweinegrippe ist jedoch keine Variante der bestehenden Grippeviren, sondern ein neuer Virus: Er ist wahrscheinlich entstanden durch eine Kombination eines Grippevirus, der bislang nur bestimmte Tiere infizieren konnte, und eines menschlichen Grippevirus. Gegen diesen neuen unbekannten Virus ist entsprechend fast kein Mensch immun. Daher besteht ein viel größeres Ansteckungsrisiko. Während an der jährlichen Wintergrippe rund 10% der Bevölkerung erkranken, besteht bei der Schweinegrippe das Risiko, dass sie ein Drittel der Bevölkerung treffen könnte.

Dies ist auch ein wichtiger Grund, warum sie gefährlicher werden könnte als die jährliche Grippe. An der Schweinegrippe sterben derzeit durchschnittlich 1 von 1000 Erkrankten, nicht wesentlich mehr als an der Wintergrippe. Doch wenn dreimal so viele erkranken, bedeutet dies auch dreimal so viele Opfer.
Niemand weiß außerdem, wie sich der neue, noch unbekannte Virus weiterentwickeln wird. Es ist daher völlig offen, wie es weitergeht. Die Grippewelle kann relativ harmlos vorbei gehen, sie kann jedoch ebenfalls zu einer schlimmen weltweiten Epidemie werden.

Solche Pandemien gibt es immer wieder in der Geschichte der Menschheit. Es ist der Lauf der Welt, dass immer wieder neue Krankheitserreger entstehen, auf die das menschliche Immunsystem erst eine Antwort finden muss. Allein im letzten Jahrhundert gab es 3 Grippe-Pandemien: 1918 (spanische Grippe), 1957 und 1968. Während die letzteren je rund 1 Million Tote forderten, starben bei der spanischen Grippe 20 bis 50 Millionen Menschen – nicht zuletzt aufgrund der schlimmen Lage durch den 1. Weltkrieg.

Welche Folgen eine Grippe-Pandemie hat, hängt neben ihrer Aggressivität auch davon ab, wie Länder und Menschen versorgt und auf sie vorbereitet sind.
In den reichen Ländern werden derzeit Notfall-Pläne und Impfkampagnen vorbereitet. Wie gut diese tatsächlich funktionieren, wird sich im Falle einer wirklichen Masseninfektion zeigen.

Verschlimmert durch Armut und Elend

In der 3. Welt jedoch ist das Krankheits- und Todesrisiko durch Unterernährung, zahlreiche andere Infektionskrankheiten wie Aids, Tuberkulose oder Malaria und ein fehlendes Gesundheitssystem dramatisch größer.
Doch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent z.B. stehen der Weltgesundheitsorganisation bislang nur 493.000 Euro zur Bekämpfung der Schweinegrippe zur Verfügung. Zum Vergleich: Deutschland allein gibt das Tausendfache nur für Impfstoff aus.

Ohne Medikamente, Impfungen, Ärzte und Krankenpfleger bleibt als einzige Vorbeugung gegen die Schweinegrippe in Afrika... der Rat, sich mit Sand oder Asche die Hände zu waschen!

Die Schweinegrippe birgt das Risiko, in den armen Ländern eine Katastrophe zu werden. Doch außer großen Reden wird hier von der Weltgemeinschaft nichts getan. Auch vor dem Tod sind nicht alle Menschen gleich.

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