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Nr. 150, Januar 2022 - Ihre Gesellschaft

MV-Werften: Verkehrte Welt

Das muss man sich schon trauen: Anfang der Woche teilte die Geschäftsleitung den rund 1.900 Arbeitenden der MV-Werften in Wismar, Stralsund und Rostock mit, dass der Mutterkonzern Genting für die deutsche Tochterfirma Insolvenz angemeldet habe. Und zum Feierabend ließ die Werksleitung dann am Werkstor systematische Taschenkontrollen durchführen – als wären die Arbeiter*innen die Verbrecher, die den Betrieb ausrauben würden!
Dabei ist es wahrlich umgekehrt. Die Arbeitenden werden seit Jahren bestohlen. Viele von ihnen bauen hier seit Jahrzehnten Schiffe und Offshore-Anlagen. Zigmal wurden sie in der Zeit verkauft und brachten diversen Konzernen, Hedge-Fonds und Aktionären Gewinne ein, wofür diese den Arbeitenden mit Arbeitsplatzabbau, Auslagerungen an Niedriglohn-Subfirmen und anderen Einsparungen dankten.

Und nun werden sie (genau wie schon einmal nach der Finanzkrise 2008) in die Insolvenz geschickt. Es ist völlig unsicher, ob das Kapital die Werften nicht mehr profitabel genug findet und schließen will, oder ob die Insolvenz dazu dienen soll, massive Entlassungen und Kürzungen durchzusetzen, um die Werften dann an die nächsten Aktionäre zu verkaufen.

Eins jedenfalls ist sicher: Diejenigen, deren Taschen (und vor allem Konten) durchsucht werden müssten, sind der Mutterkonzern, der Vorbesitzer und die Aktionäre. Denn dort können die Arbeitenden all den Reichtum finden, der ihnen geraubt wurde und von dem alle Arbeitsplätze und Löhne erhalten werden können.

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