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Nr. 152, März 2022 - Ihre Gesellschaft

Energieversorgung: Abschottung schadet allen Arbeitenden – weltweit

"Wir dürfen nicht länger so viel Gas und Öl in Russland kaufen, wo ein kriegerischer Diktator regiert", sagen derzeit quasi alle Parteien. Deutschland müsse bei der Energieversorgung „unabhängig“ werden. Doch was soll das sein?

Ist Deutschland etwa „unabhängiger“, wenn Gas und Öl stattdessen aus Katar und Saudi-Arabien kommen? In diesen Ländern herrschen ebenfalls finstere Diktaturen. In Saudi-Arabien gibt es Steinigungen! Und beide Länder führen im Jemen einen Krieg, der ebenso brutal und völkerrechtswidrig ist wie der in der Ukraine und der bereits über 400.000
Menschen getötet hat.

Andere schlagen vor, sich mit Windrädern, Solaranlagen oder AKWs unabhängig zu machen. Doch für diese Techniken braucht man viele Metalle. Und die findet man auch nicht im Schwarzwald.

In unserer vernetzten Weltwirtschaft, in der alle Länder über Lieferketten miteinander verbunden sind, gibt es längst nirgendwo mehr „Unabhängigkeit“. Und jeden Versuch, sich trotzdem wirtschaftlich von anderen Ländern abzuschotten, bezahlen am Ende wir Arbeitenden. Wenn Deutschland und andere Länder wirklich kein Gas und Öl mehr aus Russland kaufen würden, würde dies für die Arbeiter*innen in Russland zu Massenentlassungen und noch extremerer Verarmung führen – und für uns in Deutschland zu noch höheren Preisen.

Schlimmer noch! Denn über wirtschaftliche Unabhängigkeit denken die imperialistischen Staaten immer nur dann nach, wenn sie Krieg gegeneinander vorbereiten. Das letzte Mal, dass eine deutsche Regierung von „wirtschaftlicher und Energie-Unabhängigkeit“ gesprochen hat, war nicht zufällig… vor dem Zweiten Weltkrieg.

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