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Nr. 149, Dezember 2021 - Ihre Gesellschaft

Für die Pflicht, mehr Personal einzustellen!

Letzte Woche hat die neue Regierung eine Impfpflicht unter anderem in Krankenhäusern und Pflegeheimen eingeführt. Wer bis März nicht geimpft ist, muss ohne Lohn zuhause bleiben.

Seit fast zwei Jahren arbeiten alle Beschäftigten im Gesundheitswesen unter hohen Risiken, das erste Jahr ohne Impfung, anfangs oft sogar ohne Schutzausrüstung. Alle haben dieses Risiko auf sich genommen, damit die Patienten weiter versorgt sind. Und nun werden sie als Verantwortliche für die vielen Infektionen derzeit hingestellt und sollen ihre Existenz verlieren, wenn sie sich nicht impfen lassen?

Selbstverständlich ist es wichtig, die Patienten so gut wie möglich vor der Ansteckungsgefahr zu schützen. Doch im Pflegedienst sind bereits deutlich über 90% geimpft. Für die kleine Minderheit, die sich nicht impfen lassen möchte, gibt es im Gesundheitswesen noch genug Arbeitsplätze, wo sie nicht mit Patienten in Kontakt kommen. Es gibt keinen Grund, dass auch nur ein Beschäftigter sein Einkommen verliert!

Außerdem fehlt schon jetzt Personal ohne Ende, mit noch weniger Kolleg*innen kann es nur schlimmer werden. Und überhaupt: Die Regierungsparteien begründen ihre Entscheidung damit, dass die Patienten eine gefährdete Personengruppen sind, die man besonders schützen müsse. Wie wahr! Nur machen sie selber seit Jahren genau das Gegenteil. Selbst die Pandemie hält die Politiker nicht davon ab, weiter zu sparen, weiter Betten und Krankenhäuser zu schließen. Jedes Jahr sterben allein über 15.000 Patienten an multiresistenten Bakterien, mit denen sie sich im Krankenhaus infizieren. An einem Drittel dieser tödlichen Infektionen ist laut den Krankenkassen einzig der Personal- und Zeitmangel schuld!

Und wenn – wie in den letzten Monaten – Arbeitende des Gesundheitswesens für mehr Personal und bessere Bedingungen streiken, ist die Antwort der Regierungsparteien: „Dafür ist kein Geld da.“ Aber auf einmal tun diese Heuchler so, als stünde für sie das Wohl der Patienten an erster Stelle?

Wem es wirklich um sicherere Bedingungen in der Pflege geht, der muss sich gegen die Herrschenden wenden, die mit ihrer Sparpolitik die Gesundheit und das Leben von Patienten UND Beschäftigten gefährden – nicht erst seit der Pandemie.

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