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Nr. 84, März 2016 - Internationales

Die Türkei soll für die EU die schmutzige Arbeit machen

Mehrere Jahrzehnte lang hat die EU, entgegen ihrer Versprechen, die Türkei nicht in die EU aufgenommen. Jetzt aber soll die Türkei für sie die schmutzige Arbeit erledigen und mit Gewalt dafür sorgen, dass die syrischen, irakischen, afghanischen und anderen Flüchtlinge nicht nach Europa gelangen.

Ja, die Türkei, in der bereits 2,5 Millionen Flüchtlinge leben – wesentlich mehr als in Deutschland – soll nun alle Flüchtlinge nehmen, die nach Europa wollen. Im Gegenzug soll ganz Europa mit seinen reichen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien gerade einmal 72.000 Flüchtlinge aufnehmen – wenn überhaupt!

Die Türkei lässt sich darauf ein, weil das von Wirtschaftskrise und Inflation erschütterte Land sich dadurch Finanzhilfen und engere Beziehungen zur EU erhofft. Und weil Erdogan seiner Bevölkerung vorspielen kann, er sei der „starke Mann“, mit dem die EU scheinbar auf Augenhöhe verhandeln müsse.

Was die Türkei nun mit den ganzen Flüchtlingsfamilien macht, fragt keiner – und will in der EU auch niemand wissen. Sie interessiert nur, dass die Flüchtlinge bereits an der Außengrenze der EU vertrieben – und dafür die Grenzen innerhalb der abgeschotteten EU wieder geöffnet werden.
Doch auch wenn die Herrschenden in der EU sich dies wünschen, ist es nicht sicher, ob ihr Plan aufgeht.

Die Flüchtlinge, die tausende Kilometer überwunden und ihr Leben riskiert haben, um nach Europa zu kommen, werden andere Wege nach Europa suchen, und seien sie noch so mühsam und gefährlich.

Und die Spirale der nationalistischen Politik von Abschottung und Stachel-draht innerhalb Europas ist bereits so weit vorangeschritten, dass sie sich vielleicht nicht mehr so einfach aufhalten lässt. Und kein Mensch weiß, wohin das noch führen kann.

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