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Nr. 126, Januar 2020 - Ihre Gesellschaft

Die Kleinbauern werden für die Interessen der Großen missbraucht

In den letzten Wochen fanden die größten Proteste von Bauern seit 30 Jahren statt. Sie protestieren insbesondere dagegen, dass die Regierung den Einsatz von Dünger in Gegenden einschränken will, wo viel Nitrat das Grundwasser verseucht – und dass der Einsatz des riskanten Unkrautvernichters Glyphosat verboten werden soll. Die Bauern erklären, die zusätzlichen Ausgaben für die neuen Umweltauflagen würden sie in den Ruin treiben.

In Wahrheit stehen längst nicht alle vor dem Ruin. Im Gegenteil: Ein bedeutender Teil der Landwirtschaft ist in den Händen von großen Firmen und Großbauern. Die zehn größten Landwirtschafts-Konzerne betreiben ein Drittel aller Ackerflächen, und in der Viehzucht ist die Konzentration auf wenige Großbetriebe noch massiver.
Auf der anderen Seite gibt es viele Kleinbauern, und die kommen tatsächlich kaum über die Runden. Doch der wahre Grund für ihre Existenzsorgen sind nicht die Umweltauflagen, sondern die Konzerne: Die Banken, die sich an den oft hoch verschuldeten Bauern eine goldene Nase verdienen. Agrarkonzerne wie Bayer-Monsanto, die ihnen mit Knebelverträgen teuer Saatgut, Futter oder Dünger verkaufen.

Und nicht zuletzt die Fleisch- und Lebensmittelkonzerne sowie die Supermarktketten, die den Bauern Niedrigstpreise zahlen und die Lebensmittel dann für den zig-fachen Preis verkaufen, womit sie Milliardenprofite machen. Ja, die Konzerne könnten – ohne die Preise in den Supermärkten zu erhöhen – den Bauern das Doppelte zahlen und würden immer noch Gewinn machen!
Die Kleinbauern, die gegen die Umweltschutzauflagen protestieren, werden missbraucht: Vom Bayer-Konzern, der weiter sein Glyphosat verkaufen will. Von den Großbauern, die ihre Produktion so billig wie möglich halten wollen und sich durch die Proteste obendrein Subventionen von der Regierung erhoffen...
Die Kleinbauern hingegen werden genauso mit wie ohne neue Umweltschutzauflagen weiter ausgepresst und in den Ruin getrieben. Um dagegen etwas zu unternehmen, bräuchten sie dieselben Maßnahmen wie die Arbeiter und Verbraucher: Die Konten und Geschäftsbücher aller Konzerne und Banken müssen offengelegt und von der Bevölkerung kontrolliert werden! Nur so kann man die Konzerne daran hindern, weiter auf dem Rücken der Kleinbauern, Verbraucher und Arbeitenden Profit anzuhäufen.

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