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Nr. 45, September 2012 - Internationales

Putin und die orthodoxe Kirche – ein höllisches Gespann

Zwei Jahre Arbeitslager für 30 Sekunden Protestsong gegen Putin in einer Moskauer Kirche: Das ist das Urteil gegen drei junge Frauen der Gruppe Pussy Riot. Dieses Urteil hat nach all den vergangenen, diktatorischen Maßnahmen des Putin-Regimes nicht mehr viele überrascht. Weniger hat man im Westen jedoch von der Rolle gesprochen, die die orthodoxe Kirche dabei gespielt hat.

Gerade sie hat aber eine „harte Bestrafung“ für die Tat der drei Musikerinnen gefordert, die „schlimmer ist als ein Verbrechen“. Die Frauen hatten die Kirche offensichtlich an einem wunden Punkt getroffen, als sie in ihrem Lied den Patriarchen der Kirche kritisierten, der öffentlich Putin unterstützt. Und in der Tat gehören die Oberen der orthodoxen Kirche genau wie Putin und die Oligarchen zu der sozialen Schicht, die Russland beherrschen und ausplündern.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Einheitspartei 1991 brauchte die Führungsclique in Russland ein neues Mittel, um die Menschen unter Kontrolle zu halten, deren Lebensbedingungen sich rapide verschlechterten: Und hierfür wählte man die orthodoxe Kirche. Das Regime gab der Kirche alle Freiheiten und vor allem die Möglichkeit, sich finanziell zu bereichern, indem sie der Kirche zum Beispiel das Importmonopol für ausländische Zigaretten übertrug. Heiliger Tabak! Dank dieser und anderer Einnahmequellen flanieren – mitten in der sich ausbreitenden Armut in Russland – die Popen in teuren Autos, und baute man in 20 Jahren bereits 20.000 prunkvolle neue Kirchen.

Zum Dank dafür beweihräuchern die Popen Putin und den Staat, segnen sie die Panzer für dessen Kriege in Tschetschenien, predigen sie der ärmeren Bevölkerung Liebe zum Staat, Ergebenheit in ihr Schicksal und den Frauen regelrecht eine Rückkehr zur Lebensweise des 19. Jahrhundert.

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