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Nr. 131, Mai 2020 - Internationales

Indien: Angriffe der Regierung – und Wutausbrüche der Arbeiter

Der Artikel ist eine Zusammenfassung eines Artikels unserer englischen Genossen von Workers Fight in ihrer gleichnamigen Zeitung vom 14. Mai 2020.

Hunderte Millionen Arbeitende in Indien sind durch das Virus und die Art und Weise, wie Kapitalisten und Regierung damit umgehen, in eine verzweifelte Lage geraten. Seit zwei Monaten haben sie keinen Cent Lohn bekommen. Aufgrund der Ausgangssperre und weil die Regierung den Zugverkehr eingestellt hat, sind noch immer über 100 Millionen Wanderarbeiter, die auf dem Land leben und zum Arbeiten in die Stadt kommen, in den Städten gefangen – hunderte Kilometer von ihren Familien und Dörfern entfernt, wo es für sie wenigstens etwas zu essen gäbe!

Und nun will die Regierung diese Krise als „Gelegenheit nutzen“ (wie es Premierminister Modi zynisch erklärt hat), um viele der ohnehin nicht sehr zahlreichen Rechte der Arbeiter abzuschaffen. Fünf Bundesstaaten haben bereits die legale Arbeitszeit von 8 auf 12 Stunden erhöht. Im Bundesstaat Gujarat wird über das Verbot von Gewerkschaftsgründungen diskutiert. Und die Regierung des Bundesstaats Uttar Pradesh hat bereits für die nächsten drei Jahre 35 der 38 Gesetze des Arbeitsrechts außer Kraft gesetzt!
Während des ganzen Monats ist es trotz Ausgangssperre immer wieder zu spontanen Protesten gekommen. Um den Druck zu verringern, hat Modi den Arbeitern erlaubt, ab dem 3.Mai wieder zu ihren Familien aufs Land zu fahren und hat versprochen, Züge dafür bereit zu stellen. Doch natürlich gibt es viel zu wenig Züge.
Und vor allem versuchen die Kapitalisten dies zu verhindern. Sie haben Sorge, dass sie nun – wo trotz weiterhin hoher Ansteckungsgefahr die Wirtschaft wieder hochgefahren werden soll – nicht genug Arbeitskräfte haben. Ja, der Unternehmerverband der Industrie hat sogar gefordert, dass die Arbeiter per Gesetz gezwungen werden sollen, zu ihrer Arbeitsstelle zurückzukehren und zu arbeiten.

In zahlreichen Industriedistrikten hat diese Politik zwischen dem 2. und 4. Mai in der Arbeiterklasse zu Wutausbrüchen geführt. Besonders massiv waren sie im Bundesstaat Gujarat.
In der Stadt Surat zum Beispiel haben sich tausende Arbeiter versammelt und gefordert, dass sie zu ihren Familien zurückgebracht und nicht gezwungen werden, zu arbeiten. Sie haben die Scheiben der neuen Diamantbörse eingeschlagen, die gerade gebaut wird. In Rajasthan haben 2 500 Arbeiter einer Zementfabrik in ihrer Wut die Fabrik verwüstet und sich gegen die anrückende Polizei mit Steinen verteidigt. Auch in zahlreichen anderen Städten wie Bangalore, Hyderabad, Madhya Pradesh, Delhi und Jammu, kam es zu Protesten.

Die kapitalistische Klasse ist gnadenlos bei ihren Angriffen. Und wer Wind säht, wird Sturm ernten.

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