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Nr. 161, Januar 2023 - Internationales

China: Arbeiter*innen in vielen Städten fordern ihren Lohn ein

In den letzten Wochen gab es in China hunderte Proteste von Arbeiter*innen, die zum Teil seit Monaten keinen oder nur einen Teil ihres Lohns erhalten haben – manchmal, wie die Busfahrer*innen in Qingfeng, seit über einem Jahr!
Die Arbeiter*innen haben mit Transparenten die Straßen blockiert, Betriebshöfe besetzt und verlangt, ihren Lohn ausgezahlt zu bekommen, bevor sie zum Neujahrsfest zu ihren Familien aufs Land zurückkehren. Die Unternehmer (darunter viele Subfirmen für US-amerikanische und deutsche Firmen) haben zum Teil versucht, die Proteste mit Gewalt zu beenden. In Xiayi wurden die Arbeitenden mit Eisenstangen verprügelt, woanders riefen die Bosse Sondereinsatzkommandos der Polizei. Doch am Ende erfüllten sie oft zumindest einen Teil der Forderungen der Arbeitenden.

Jedes Jahr gibt es solche Lohn-Proteste in den Wochen vor dem Neujahrsfest. Aber drei Jahre Pandemie, in denen es keine Erhöhung des Mindestlohns gab und viele Arbeitende oft wochenlang in den Fabriken eingeschlossen waren, haben die Lage verschärft. Und auch die derzeitige Wirtschaftskrise und viele Entlassungen treiben Arbeitende auf die Straße. Den Herrschenden macht dies durchaus Sorgen – umso mehr, da die Arbeiter*innen in China oft zu Zehntausenden in einer Fabrik, zu Hunderttausenden in einem Industriegebiet zusammengeballt arbeiten.

Mit kleinen Zugeständnissen oder Tricks versuchen sie daher, Reaktionen der Arbeitenden und vor allem eine mögliche Ausbreitung zu verhindern. In Chongqing zum Beispiel sollten 10.000 Arbeitende einer Corona-Schnelltest-Fabrik angeblich nur vorzeitig in den Urlaub geschickt werden. In Wahrheit aber sollten sie entlassen und ihnen so obendrein die gesetzlich vorgeschriebene Abfindung vorenthalten werden. Doch statt darauf hereinzufallen, blockierten die Arbeiter*innen die Straßen, legten sich mit den Einsatzkommandos der Polizei an und zwangen den Unternehmer am Ende, zumindest die Abfindungen vollständig zu zahlen.

Egal wie brutal die Diktatur des Regimes: Auf Dauer kann die herrschende Klasse nicht verhindern, dass ihre Krise, Ausbeutung und Profitgier zu Kämpfen der Arbeiter*innen führt. Die Herrschenden haben daher allen Grund, sich Sorgen zu machen. Wenn in einem Land wie China die Arbeiter*innen die Wut packt, kann die Arbeiterklasse schnell zu einer großen Macht werden – die sogar über das Land hinaus Perspektiven eröffnet.

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